Neubau_2018 Brennstoffzelle vs. Solar

  • Hallo,


    zu unserem Neubau folgende Angaben:


    400qm Fußbodenheizung
    4 Personenhaushalt (2 Erwachsene + 2 Kinder hoffentlich in Zukunft :-)) + Ferienwohnung für 4 Personen meist vermietet in der Saison von Mai - September


    Angaben in EneV, aktuell mit Solaranlage + Gasheizung geplant:
    Gesamtbedarf 30400kwh davon 22900kwh Heizung und 7500kwh Warmwasser
    Bedarf nach Abzug solarer Gewinne mit Heizungsunterstützung (ca. 16qm Gesamtfläche Solar): 21086kwh davon 17635kwh Heizung, 3440kwh Warmwasser


    Aktuelles Angebot für Gastherme + Solaranlage von unserem Heizungsbauer vor Ort: 17.756€ netto (ohne Fußbodenheizung)


    Nun habe ich mir Angebote für eine Brennstoffzelle für den Vitolator PT2 eingeholt:
    1. Angebot:
    Vitovalor: 20950€
    Abgasanlage: 1172€
    Sekundärheizkreise für fußbodenheizung 3360€
    Service für 10 Jahre: 5400€
    + andere Positionen - Gesamtpreis: 32.912€


    2. Angebot:
    Förderanträge und Anmeldungen 200,00 €
    Lieferung der benötigten Peripherie 24.913,60
    Montage, elektrische Verkabelung, Inbetriebnahme und Einweisung 1.690,00 €
    10 Jahre Funktions- und Leistungsgarantie Brennstoffzelle 2.375,00 €
    + andere Position - Gesamtpreis: 29.178€


    Das 2. Angebot weisst aus:
    1) - abzüglich Investitionszuschuss aus KFW-Programm 9.075,00 €
    2) - abzüglich Einmalzahlung KWK-Zuschlag* 1.800,00 €
    3) - abzüglich Energiesteuer-Rückerstattung über 10 Jahre* 847,97 €
    4) - abzüglich Mehrwertsteuer-Rückerstattung** 5.092,68 €


    mit Position 3) und 4) kalkuliere ich nicht, daher wäre die Investition: 29178 - (Pos1) + Pos2)): 18303 (netto).

    Damit lägen Gasheizung + Solar und Brennstoffzelle nicht weit auseinander. Aufgrund der möglichen Stromersparnis erscheint mit daher die Brennstoffzelle als sinnvolle Investition zumal durch die Ferienwohnung im Sommer sich ein relativ hoher Wärmebedarf ergeben würde.


    Was meint ihr?
    Aktuell verunsichert mich die nicht ausgereifte Technik + die Tatsache, dass der Stack max. 10 Jahre halten soll? Frage: Was passiert danach?


    Ich mal versucht selbst zu kalkulieren. Bei der monetären Berechnung tue ich mir aber schwer. Sind alles Schätzwerte, da das Haus ja noch nicht steht :-).
    Bin absoluter Laie und dankbar für kritisches Feedback.


    Schöne Grüße und Danke für Eure Beiträge.
    PS: Im Prinzip bin ich der Heiztechnik sehr offen eingestellt und könnte mir auch gut eine Kombination aus Gastherme, Solar + Photovoltaik vorstellen.



    Leistung Brennstoffzelle
    Strom bei Volllast
    Leistung Brennstoffzelle
    Wärme bei Volllast kwh
    Warmwasser
    Bedarf kwh
    Heizung
    Bedarf kwh
    Total
    Bedarf kwh
    Auslastung
    Brennstoffzelle
    Stromproduktion Eigenverbrauch (30%) Einspeisung
    Januar 558 744 310 5100 5410 100,00% 558 223,2 334,8
    Februar 504 672 280 4200 4480 100,00% 504 201,6 302,4
    März 558 744 310 2450 2760 100,00% 558 223,2 334,8
    April 540 720 450 250 700 97,22% 525 210 315
    Mai 558 744 465 0 465 62,50% 348,75 139,5 209,25
    Juni 540 720 600 0 600 83,33% 450 180 270
    Juli 558 744 620 0 620 83,33% 465 186 279
    August 558 744 620 0 620 83,33% 465 186 279
    September 540 720 450 0 450 62,50% 337,5 135 202,5
    Oktober 558 744 465 600 1065 100,00% 558 223,2 334,8
    November 540 720 300 3600 3900 100,00% 540 216 324
    Dezember 558 744 310 5400 5710 100,00% 558 223,2 334,8
    6570 8760 5180 22900 28080 100,00% 5867,25 2346,9 3520,35


  • Bei Vitovalor ist es so, daß Viessmann einen 10 jährigen Service anbietet. Dieser kostet rund 5500,-€. Darin enthalten sind die Wartungsarbeiten und eine Funktions- und Leistungsgarantie. Damit ist man also 10 Jahre erstmal sicher.
    Nicht mehr enthalten (da 11. Jahr) ist dann die notwendige "große" Wartung der BSZ.
    Von maximal 10 Jahre ist bei Viessmann keine Rede. Der Leistungsverlust innerhalb der 10 Jahre beträgt max. 20 %. Die maximale Betriebsdauer der BSZ ist allerdings vorgegeben von Panasonic und beträgt 20 Jahre.

  • Moin,


    grundsätzlich scheint mir eine Brennstoffzelle für ein Objekt wie Deines besser geeignet als die Kombination Gastherme + Solarthermie.


    Ein Punkt fiel mir aber auf: Du kalkulierst mit einem Eigenbedarfsanteil von lediglich 30%, zusammen 2.346,9 kWh. Nimmt man realistisch einen Deckungsanteil der Vitovalor von 80% an, entspricht das einem Gesamtstrombedarf von ca. 3000 kWh. Also wenn Euer erwarteter Strombedarf tatsächlich so niedrig ist, würde ich grundsätzlich von der Anschaffung eines BHKW abraten. Der Hauptbeitrag zur Wirtschaftlichkeit eines BHKW liegt nun mal im eingesparten Bezugsstrom.


    Andererseits kann ich mir fast nicht vorstellen, dass eine Familie in einer Villa mit offensichtlich 400 qm beheizter Fläche weniger als 4000 kWh Strom im Jahr verbrauchen wird. Wenn Kinder und Sommergäste dazukommen, dürfte es eher in Richtung 5000 kWh gehen. In dem Fall halte ich die Anschaffung eines BHKW für eine gute Idee.


    Die Pauschalzahlung beim KWK-Zuschlag ist bei einem hohen Einspeiseanteil ein schlechtes Geschäft. In 60.000 Betriebsstunden erzeugt das Gerät 45.000 kWh Strom. Wenn Du davon tatsächlich nur 30% (13.500 kWh) selbst verbrauchst, zahlt Dir der VNB bei jährlicher Abrechnung insgesamt (13.500*0,04+31500*0,08=) 3.060 EUR, während die Pauschale nur 1800 EUR beträgt.


    Photovoltaik geht immer, aber natürlich wird - wenn schon eine Brennstoffzelle im Haus ist - der PV-Eigenverbrauchsanteil sehr gering. Die PV müsste sich also im Wesentlichen aus der Einspeisung von Strom rentieren.


    Gruß, Sailor

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Relativ einfach:


    a) Wie lange willst Du in dem Neubau leben? 3 Jahre? Oder 30 Jahre?


    b) Wenn 30 Jahre: Hast Du in 5 Jahren ein E-Auto?


    c) Wenn b=ja, dann E-Auto laden mit Solarthermie?


    d) Wenn c=nein, dann Brennstoffzelle


    e) Wenn d=ja, dann BlueGEN, da 1,5 kW und 13.000 kWh Strom pro Jahr, weit mehr als 3x soviel wie der PT2. Bei Sofortauszahlung KWK-Bonus in Summe 16.000 Euro Förderung, ohne Sofortauszahlung 12.450 Euro


    f) Falls e=interessant und a<60 KM entfernt von Schalke, mich kontaktieren


    Liebe Grüße!

  • 13.000 kWh Strom pro Jahr, weit mehr als 3x soviel wie der PT2

    Na ja, etwa 2x soviel wie die PT2.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Hallo Sailor,


    danke für dein schnelles Feedback. Hab schon einige Beiträge von Dir im Forum gelesen und verfolge die Inhalte mit großem Interesse. Insgesamt rechne ich wie du sagst mit ca. 5000 - 6000kwh Strom im Jahr.


    in Summe hatte ich auch mit etwa 5800kwh Stromproduktion kalkuliert durch die Brenstoffzelle, allerdings war mir nicht benutzt, dass der Deckungsanteil ca. 80% betragen kann.


    Könntest du / ihr mir helfen zu kalkulieren, wie hoch mögliche Einsparpotentiale (Einspeisevergütung, Eingesparter Stromzukauf, Energiesteuer-Rückvergütung)
    sind und wie viel zusätzlichen Bedarf ich bspw. an Erdgas habe?
    Was spricht aus deiner Sicht gegen Solarthermie?


    @Hans_Dampf: Die BlueGen sagt mir bisher nix und wurde mir auch noch nicht angeboten. 60km von Schalke wird schwierig, sind eher 400km :-).

  • So weit weg von Schalke? Naja, dann guck mal hier bei Solidpower


    Mit dem Holzhammer gerechnet sind 6000 kWh im Jahr eine durchschnittliche Last von 680 Watt... Ohne E-Auto...


    5.800 kWh Produktion mit dem PT2 werden schwer... 13.000 kWh mit dem BlueGEN sind sicher...

  • Moin,

    in Summe hatte ich auch mit etwa 5800kwh Stromproduktion kalkuliert durch die Brenstoffzelle, allerdings war mir nicht benutzt, dass der Deckungsanteil ca. 80% betragen kann.

    Die 80% waren eine Daumenschätzung. Ich habe aber mal unsere Erfahrungswerte aus sechs Betriebsjahren in einem Diagramm zusammengefasst, und zwar nur mit gemittelten Daten aus November/Dezember und Januar/Februar, also wenn unser BHKW mindestens 21 Stunden pro Tag gelaufen ist. Diese Betriebsweise ist mit einer Vitovalor, die ja pro 48 Stunden 45,5 Stunden läuft, in etwa vergleichbar.


    Bei gegebener Stromerzeugung des BHKW steigt mit niedrigerem Gesamtstromverbrauch die Autarkie (d.h. der Deckungsanteil des BHKW-Stroms am Gesamtstromverbrauch) an, während umgekehrt die Eigenverbrauchsquote (Anteil des selbst verbrauchten Stroms am erzeugten BHKW-Strom) mit niedrigerem Gesamtstromverbrauch fällt. Trägt man nun die gemessenen Deckungsanteile bzw. EV-Quoten über dem Verhältnis (BHKW-Stromerzeugung/Gesamtverbrauch) auf, so erhält man jeweils eine - im betrachteten Bereich offenbar lineare - Funktion, die wahrscheinlich auch auf BHKW's wie die Vitovalor mit etwas geringerer Leistung als unser 1 kW-Stirling angewendet werden kann. Das gilt natürlich nur für Nano-BHKW in normalen Haushalten ohne Stromspeicher. Spezielle Verbraucher wie Koi-Teich oder E-Auto oder gar ein Gewerbebetrieb müssten separat betrachtet werden.


    Der relativ große Bereich unserer Erfahrungswerte (E/V= 0,95 bis 1,55) kommt daher, dass - bei weitgehend gleicher Stromerzeugung - unser Tagesverbrauch im Winter von ca. 24 kWh (2012) auf ca. 15 kWh (2018) zurückgegangen ist.


    Lesebeispiel zum Diagramm: Das Verhältnis BHKW-Stromerzeugung zu Gesamtverbrauch sei 1,15. Dieses Verhältnis würde sich z.B. mit einer Vitovalor (Stromerzeugung bei Dir mit 5.870 kWh/Jahr angesetzt) und einem Gesamt-Stromverbrauch von ca. 5.100 kWh/a einstellen. Aus dem Diagramm lässt sich eine Direktverbrauchsquote von 65% ablesen, d.h. von den erzeugten 5.870 kWh könntest Du ca. 3.815 kWh selbst verbrauchen. Gegenprobe: Die Autarkiequote (Deckungsanteil) lässt sich mit 74% abschätzen. Bei 5.100 kWh/a Gesamtverbrauch wären das 3.774 kWh/a, die voraussichtlich aus dem BHKW kommen. Im Mittel würde ich dann mit ca. 3.800 kWh rechnen.


    Mit einer BlueGen wäre bei gleichem Gesamtverbrauch das Verhältnis 2,6, also weit außerhalb unseres Erfahrungsbereichs. Da würde ich bei 5.100 kWh Verbrauch eher mit einem Deckungsanteil von pauschal 95% (4.850 kWh) rechnen, was dann zu einer Eigenverbrauchsquote von 37% führt.

    Könntest du / ihr mir helfen zu kalkulieren, wie hoch mögliche Einsparpotentiale (Einspeisevergütung, Eingesparter Stromzukauf, Energiesteuer-Rückvergütung)
    sind und wie viel zusätzlichen Bedarf ich bspw. an Erdgas habe?

    Die Einspeisevergütung lag jahrelang bei 3-4 ct/kWh. Letzthin ist sie über 5 ct/kWh angestiegen. Ob das nachhaltig ist werden wir sehen. Hinzu kommen für eingespeisten Strom 8 ct/kWh KWK-Zulage. Insgesamt kannst Du also für eingespeisten Strom mit einer Vergütung von ca. 12 +/-1 ct/kWh rechnen. (Das liegt rein zufällig in der gleichen Größenordnung wie die aktuelle EEG-Vergütung für Strom aus PV-Anlagen bis 10 kWp.)


    Das Ganze gilt natürlich nur, wenn Du bei der KWK-Zulage nicht die Pauschalvergütung wählst. Ansonsten erhältst Du für eingespeisten Strom nur die besagten 4 +/-1 ct/kWh.


    Zum eingesparten Stromzukauf siehe oben. Wieviel Euro im Jahr das sind, hängt von Deinem Tarif ab.


    Die Energiesteuer-Rückvergütung läuft bei Brennstoffzellen über § 47 Absatz 1 Nr. 3 EnergieStG und beträgt € 5,50/MWh, aber nur auf das in der Brennstoffzelle verbrauchte Erdgas. Die Vitovalor mit ihrer integrierten Gastherme hat dafür einen eingebauten Gaszähler, der nur das in der Bz verbrauchte Gas zählt. Bei der BlueGen kann man wahrscheinlich nach Betriebsstunden mit den in den technischen Unterlagen genannten Verbrauchsdaten abrechnen.


    Zum Erdgasbedarf: Der jährliche Gesamt-Wärmebedarf beträgt nach Deinen Angaben 30.400 kWh. Daraus errechnet sich folgendes:


    Laut technischen Daten leistet die Vitovalor 0,75 kW(el) und 1,1 kW(th). Bei 5.870 kWh Stromerzeugung entstehen ca. 8.610 kWh Wärme. Der Wirkungsgrad lt. technischen Daten liegt bei 92% (Hi). Bezogen auf den Brennwert (den der Gasversorger in Rechnung stellt) sind das knapp 83%. Der Gasverbrauch der Brennstoffzelle wird also um 17.500 kWh liegen. Zusätzlich müssen ca. 21.800 kWh mit der eingebauten Zusatztherme erzeugt werden. Mit 98% Wirkungsgrad entspricht das ca. 22.200 kWh Erdgas. Insgesamt solltest Du bei einer Vitovalor mit ca. 40 MWh Erdgasverbrauch rechnen. Auf 17,5 MWh davon erhältst Du die Energiesteuer-Rückerstattung, d.h. € 96,25.


    Die BlueGen leistet 1,5 kW(el) und 0,6 kW(th). Mit 8.760 Betriebsstunden ergibt das im Jahr ca. 13.140 kWh Strom und ca. 5.260 kWh Wärme. Der Gasverbrauch lt. technischen Daten liegt bei 2,51 kWh/Bh (Hi). Bezogen auf den Brennwert sind das 2,79 kWh/Bh. Der jährliche Gasverbrauch der BlueGen wird also um 24.400 kWh liegen. Zusätzlich müssen ca. 25.100 kWh mit der (zusätzlich anzuschaffenden) Zusatztherme erzeugt werden. Mit 98% Wirkungsgrad entspricht das ca. 25.700 kWh Erdgas. Insgesamt solltest Du bei einer BlueGen mit gut 50 MWh Erdgasverbrauch rechnen. Auf 24,4 MWh davon erhältst Du die Energiesteuer-Rückerstattung, also € 134,20.


    30,4 MWh Wärme mit einer Gastherme allein bedeuten einen Gasverbrauch von ca. 31 MWh. Der zusätzliche Erdgasverbrauch mit der Vitovalor ist also ca. 8.700 kWh. Dafür bekommst Du 5.870 kWh Strom. Mit der BlueGen werden zusätzlich ca. 19.100 kWh Erdgas verbraucht. Dafür bekommst Du 13.140 kWh Strom.


    (Anmerkung für Erbsenzähler: Ich weiß auch, dass die in den Technischen Daten angegebenen Wirkungsgrade meist nicht ganz erreicht werden. Es steht jedem frei, nach Belieben ein paar Prozent Verbrauch dazuzurechnen.)


    Was spricht aus deiner Sicht gegen Solarthermie?

    Wie Du meiner Signatur entnehmen kannst, habe ich selbst eine Solarthermie. Das liegt daran, dass die ST zuerst da war und ich sie bei Anschaffung des BHKW acht Jahre später nicht verschrotten wollte. Hinzu kommt, dass die ST uns unter Klimaschutz-Gesichtspunkten immer noch ein gutes Gewissen verschafft: Mit ca. 4.500-5.000 kWh/a deckt sie rund 14% unseres Wärmebedarfs ab und verbraucht dafür nur ca. 120 kWh/a Pumpenstrom (der bei uns außerdem zu 100% aus der PV-Anlage kommt).


    Gegen eine ST spricht zunächst einmal, dass sie sich schon im Vergleich zu einer modernen Brennwert-Gasheizung nicht rechnet, insbesondere bei den gegenwärtigen Gaspreisen. Das allein würde ich aber angesichts der Umweltvorteile nicht so eng sehen, und dass das mit den Gaspreisen die nächsten 20 Jahre so bleibt erscheint auch eher unwahrscheinlich.


    Zum Zweiten führt die ST-Wärme bei klassischen BHKW's zu niedrigeren Jahreslaufzeiten und damit zu höherem Bedarf an Bezugsstrom. Wenn man wie wir zusätzlich eine PV-Anlage installiert hat, wird das zwar bis zu einem gewissen Grade ausgeglichen. Aber ich schätze mal, dass wir im Sommertrimester (wo die PV tagsüber riesige Überschüsse erzeugt, aber abends eben nicht, und das BHKW mangels Wärmebedarf fast immer steht) zusätzlich ca. 200 kWh/a Bezugsstrom sparen könnten, wenn ohne ST das BHKW in den Abendstunden zur Warmwasser-Erzeugung laufen könnte.


    Drittens - und das ist hier der entscheidende Punkt - ist eine ST-Anlage im Parallelbetrieb mit einer Brennstoffzelle besonders ungünstig. Der Grund liegt darin, dass eine Bz möglichst (die BlueGen sogar unbedingt) ununterbrochen durchlaufen muss. Im Fall der BlueGen würde der Parallelbetrieb mit einer ST-Anlage dazu führen, dass an mindestens 120 Tagen im Jahr die gesamte Abwärme aus der Brennstoffzelle (insgesamt also gut 1.700 kWh) ungenutzt über Dach geht. Der Bz schadet das nicht, aber z.B. in unserem Anwesen wären damit schon fast 40% des Umweltvorteils der ST beim Teufel. Die Vitovalor kommt damit etwas besser zurecht, weil sie anscheinend bei fehlendem Wärmebedarf in einen Standby-Betrieb gehen kann. Aber ob bzw. wie sich das auf die Lebensdauer der Stacks auswirkt, ist zumindest in diesem Forum umstritten. Und in jedem Fall ist der Verlust bei der Stromerzeugung durch Stillstand bei einer Bz höher als bei einem klassischen BHKW: Um z.B. den von Dir genannten TWW-Sommerbedarf von 20 kWh/Tag zu decken, würde ein Vitotwin ca. 3,5 Stunden am Tag laufen. Wenn es wegen der ST steht, gehen also ca. 3,5 kWh/d Stromerzeugung verloren. Die Vitovalor würde auch stehen, könnte aber für den gleichen Wärmebedarf über 18 Stunden laufen. Somit würden hier durch die ST ca. 13,5 kWh/d Stromerzeugung verloren gehen.


    Gruß, Sailor

    Bilder

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Ich würde erst mal das Dach mit PV belegen, für Warmwasser und Heizung ne Wärmepumpe. Die Technik ist bewährt und läuft im Normalfall komplett ohne Wartung.


    Gruß
    Thomas

    DC gekoppeltes Eigenbau BHKW, Kubota D722 mit Sincro FB4-48/100

    3 Victron Multiplus2_5000, 42KWh Lifepo4 (48x 280Ah EVE Zellen, REC BMS)

    9,9 KWp PV, 2,7 KWp PV, 3,85KWp PV

    WP Panasonic Aquarea 9KW

    Smart Forfour EQ

  • Grüße,


    danke erneut für die ausführliche Erläuterung. Mein Punkt war nicht Brennstoffzelle mit Solarthermie, sondern war die Abwägung zwischen Brennstoffzelle oder Gasthermie mit Solar in unserem Neubau.


    Kostengegenüberstellung (nach dem was ich verstanden habe :) )


    1) Brennstoffzelle:

    Gasmehrverbrauch für Brennstoffzelle 17500
    zusätzliche Wärme Gastherme 22200
    Total kwh 39700 0,06 2.382,0 €
    Stromzukauf (6000kwh - 3800kwh) 2200 0,25 550,0 €
    Total Kosten

    2.932,0 €




    Energiesteuer-Rückvergütung 17,5 5,5 96,3 €
    Einspeisung Strom (5867 - 3800kwh) 2067,3 0,12 248,1 €
    Total

    2.587,68 €




    2) Gastherme mit Solar:

    Wärme Gastherme abzgl solarer Gewinne
    21076,16 0,06 1.264,6 €
    davon Heizung 17635,41 0,06 1.058,1 €
    davon Warmwasser 3440,75 0,06 206,4 €
    Strombedarf 6000 0,25 1.500,0 €
    Gesamtkosten 2.764,6 €



    Wenn ich die Unterschiede sehe, werde ich eher mit Option 2 gehen und mir vllt eine PV aufs Dach noch dazu machen.


    Grüße.

  • Kostengegenüberstellung (nach dem was ich verstanden habe )

    Ein paar Korrekturen würde ich schon noch anbringen.

    • Wenn Du 6000 kWh Stromverbrauch ansetzt, kannst Du m.E. bei der Brennstoffzelle (siehe Diagramm) mit ca. 70% Deckungsanteil bzw. EV-Quote rechnen. Damit kommst Du bei der Brennstoffzelle auf ca. 4.100 kWh Eigenverbrauch. Die Kosten (Stromzukauf) vermindern sich dann um 75 EUR, die Einnahmen (Einspeisung) um 36 EUR, so dass insgesamt 39 EUR mehr rauskommen.
    • Vergessen hast Du bei Deiner Rechnung die KWK-Zulage auf den Eigenverbrauch mit 4 ct/kWh. Das sind weitere 164 EUR zugunsten der Brennstoffzelle.

    Insgesamt verbessert sich das Ergebnis bei der Bz dadurch um gut 200 EUR, insgesamt also auf Gesamtkosten von knapp 2.400 EUR.

    • Bei Gastherme + PV halte ich Deinen Ansatz von (30.400-21.086=) 9.314 kWh Wärmebeitrag der Solarthermie für äußerst optimistisch. Zum Vergleich: In unserem Anwesen lag der Gesamtwärmebedarf seit 2014 im Durchschnitt bei 32.764 kWh, also etwas mehr als bei Euch. Der Warmwasserbedarf im Sommer war bei uns etwas höher als in Deiner Tabelle. Der Beitrag unserer Solarthermie (14 m2, reines Süddach ohne Schatten, 26°Neigung, Heizungsunterstützung) erreichte in dieser Zeit dennoch im Durchschnitt gerade mal 4.713 kWh/a. Selbst wenn man den Ertrag mit Deinen 16 m2 linear hochrechnen würde (was so nicht zulässig ist), kämen äußerstenfalls 5.400 kWh heraus. OK, unsere Anlage ist schon etwas älter. Und vielleicht ist Eure Dachneigung größer, das hilft v.a. in der Übergangszeit. Aber selbst dann halte ich es für ausgeschlossen, dass im Jahr mehr als 6000 kWh herauskommen.


    • Die 21.086 kWh Wärmebedarf aus der Gastherme bedeuten mit den 98% Wirkungsgrad (mit denen ich die Bz gerechnet habe) übrigens 21.500 kWh Gasverbrauch. Wenn aus der ST meiner Erwartung entsprechend nur 6.000 kWh rauskommen, so erhöht sich der Erdgasbedarf auf ca. 24.900 kWh und die Kosten auf 1.494 EUR.

    Insgesamt landest Du dann mit Gastherme + ST bei Kosten von ca. 3.000 EUR.


    Ob die 600 EUR Differenz pro Jahr (in zehn Jahren also 6000 EUR) die Investition in eine Brennstoffzelle rechtfertigen, musst Du selbst rechnen. Der Fairness halber sollte man noch sagen: Wie lange die BZ ab dem 11. Jahr noch läuft, bzw. welche Kosten dann entstehen um sie am Laufen zu halten, weiß ich nicht. Eine Solarthermie hält dagegen mindestens 20 Jahre praktisch ohne Reparaturen, das habe ich selbst ausprobiert (unsere erste musste nach 24 Jahren lediglich wegen eines Hausumbaus verschrottet werden).

    vllt eine PV aufs Dach noch dazu machen

    Das ist in jedem Fall eine gute Idee. Der wirtschaftliche Vorteil einer PV ist mit der Lösung "Gastherme + ST" in der Tat größer als bei der BZ, wegen des höheren EV-Anteils am erzeugten PV-Strom.


    Grüße

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Das ist in jedem Fall eine gute Idee. Der wirtschaftliche Vorteil einer PV ist mit der Lösung "Gastherme + ST" in der Tat größer als bei der BZ, wegen des höheren EV-Anteils am erzeugten PV-Strom.

    Interessant.... Kannst Du das mal erklären?


    Also Gas-BW-mit Solarthermie und PV... Muss man nicht verstehen, aber egal

  • Kannst Du das mal erklären?

    Kein Problem.


    Meine Anmerkung bezieht sich auf die Frage, wie gut sich eine PV-Anlage rechnet, die a) zusätzlich zu einer Brennstoffzelle oder b) zusätzlich zu einer Gastherme installiert wird. Ob letztere außerdem eine ST hat oder nicht ist egal, aber BZ im Vergleich zu Gastherme + ST, sind nun mal die Alternativen, die der TS derzeit überlegt.


    ad a) Wenn man mit einem Normalhaushalt wie dem des TS, also ohne Koi-Teich und Tesla, eine Brennstoffzelle (im Extremfall eine BlueGen) betreibt, werden bis zu 90% des Strombedarfs bereits von der BZ abgedeckt. Eine zusätzlich installierte PV-Anlage arbeitet also de facto nahezu als Volleinspeiser und muss sich vorwiegend aus den 11-12 ct/kWh Einspeisevergütung rechnen.


    ad b) Wenn der gleiche Haushalt eine Gastherme (mit oder ohne ST) als Heizung betreibt, erzeugt er gar keinen Strom. Eine zusätzlich installierte PV-Anlage wird dann je nach Größe vielleicht 30% seines Bezugsstroms ersetzen. Die 30% bringen dem Betreiber dann statt 11-12 ct/kWh Einspeisevergütung ca. 25 ct/kWh Bezugsstrom-Einsparung.


    Deshalb rechnet sich für einen Normalhaushalt (wo der Stromverbrauch tagsüber meistens unter 0,75 kW, geschweige denn 1,5 kW liegt) eine PV als Ergänzung zu einer Gastherme besser als eine PV als Ergänzung zu einer Brennstoffzelle.


    Alles klar?

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Auf die Gefahr hin, dass ich auf der Leitung stehen:


    Der gute Mann hat einen Neubau vor der Brust und muss die Anforderungen der ENEV erfüllen.


    Dies kann er mit
    a) Gas-BW und Solarthermie
    b) BSZ und Gas-BW


    a) kostet x Euro und gibt y Förderung
    b) kostet soundsoviel Euro und gibt soundsoviel Förderung


    Wenn er nun a) umsetzt, hat er die ENEV erfüllt. Wo wäre dann der Sinn, on top noch PV zu installieren? Er könnte doch auch gleich b) nehmen??? Irgendwie hakt es da bei mir.... Wieso kauft sich einer eine PV? Antwort: Weil ihm Stromproduktion und Eigenverbrauch wichtig sind.


    Und warum kauft sich einer eine BSZ? Antwort: ????????


    Die Nummer hier wird enden wie die meisten Nummern hier: Der Interessent bekommt 3444 Vorschläge und Ideen, am Ende des Tages nimmt er von Gas/Wasser/Sch.... Schmitz Gas-BW mit Solar. Mahlzeit!