Hallo,
in der Vergangenheit hatten wir verschiedene KWK-Ausbauziele, die im KWK-Gesetz genannt wurden.
- zuerst gab es ein Ausbauziel, dass die CO2-Einsparung als Wert anvisierte,
- dann gab es ein relatives Ziel: KWK-Anteil von 25% an der Stromerzeugung
(eigentlich: Erzeugung elektrischer Energie, da elektrischer Strom in Ampere gemessen wird),
- und seit der letzten KWKG-Novelle stehen dort absolute Zahlen drin: 110 TWh für 2020 (bzw. 120 TWh).
Anbei findet ihr zu den Ausbauzielen eine Graphik, die diese verschiedenen Zieldefinitionen auf einen Nenner bringt. Angesichts der letzten KWK-Statistik (Tabelle 1) könnte man der Annahme folgen, dass das KWK-Ziel erreicht sei und man deswegen keine weiteren Unterstützungsmaßnahmen braucht. Daher sei hier ergänzt, dass die Bilanzierung der KWK-Wärme (und damit die Entscheidung ob KWK-Strom oder Kondensationsstrom vorliegt) in dem Artikel der AG Energiebilanzen eine andere ist, als man sie bei der Festlegung der KWK-Ziele vor Augen hatte. Daher muss dieser Effekt rausgerechnet werden. Weiterhin darf nicht vergessen werden, dass der Sprung in der Gasverstromung von 2015 auf 2016 um knapp 10 TWh nicht nur durch einen besseren Spark-Spread sondern vor allem durch die Bestandsförderung von Gas-Heizkraftwerken zu erklären ist. Dieser Mechanismus wird Ende 2019 auslaufen.
Ich möchte an dieser Stelle die Diskussion um verwässerte oder ambitionierte KWK-Ziele anfangen.
Im Vision-2050-Video von COGEN Europe (2:30 min) wird davon gesprochen, dass 2050 für die Erzeugung von thermischer und elektrischer Energie aus Brennstoffen ("thermally generated electricty and heat") KWK bevorzugt werden sollte. Das geht einher mit den Erkenntnissen der FhG-IFAM-Studie, die von rund einer Verdopplung der KWK-Leistung ausgeht, beim Rückgang der Laufzeiten aufgrund geringerer Laufzeiten durch nicht-disponible EE-Anlagen, die Wind- und Sonnenenergie ernten.
Sollten wir uns nicht auch dafür aussprechen, ein Leistungsziel im Gesetz zu verankern? Es ist klar, dass bei weiterem Ausbau der erneuerbaren Energien die generierten regenerativen TWh zunehmen, aber für die kalte Dunkelflaute und sonstige Tage mit positiver Restlast (= Last - Wind - Solar) brauchen wir disponible Erzeugungsanlagen und das kann KWK leisten.
Gemäß der AGEB-Statistik erzeugt die KWK in der allgemeinen Versorgung seit knapp 10 Jahren rund 50 TWh elektrisch und knapp 100 TWh thermisch. Die Industrie-KWK wuchs von 25 TWh auf 35 TWh elektrisch und von 80 auf 90 TWh thermisch. Die kleine KWK unter 1 MW konnte sich auf 30 TWh elektrisch und 40 TWh thermisch verdoppeln. Mini-KWK bis 50 kW ist (noch) vergleichsweise klein (vgl. mit der BAFA-Statistik) und baut um die 60 MW pro Jahr zu. Dennoch ist angesichts der Verbreitung von Öl- und Gaskessel nach wie vor ein Riesenpotential vorhanden (siehe Absatz neuer Wärmeerzeuger nach Jahren und Bestandstatistik), das ohne Mini-KWK gar nicht abzudecken ist. Bekanntlicherweise liegt nicht überall Fernwärme und auch Wärmepumpen sind nicht für jedes Bestandsgebäude (20 Mio E+MFH bei 40 Mio Wohneinheiten) geeignet.
Momentan haben wir in DE rund 30 GW-KWK-Leistung installiert. Warum sollten wir nicht 60 GW für 2050 anstreben? Das sind noch über 30 Jahre Zeit, und bei einer Lebensdauer von 20 Jahren kann man sich immer noch überlegen, wie die Ersatzinvestition aussieht. Aber die exergetischen Verluste, die wir in Kauf nehmen, wenn wir Brennstoff in warmes Wasser wandeln, sind enorm. Hier sollten wir schon heute was tun und nicht auf St. Nimmerlein warten.
Gruß,
Gunnar