Ist ein BHKW bei uns sinnvoll?

  • Liebe Forumsmitglieder,

    das unsere Heizung erneuert werden muss, hat mir ein Bekannter ein BHKW empfohlen. Solar ist aufgrund der Dachform und der Ausrichtung wohl keine in Frage kommende Lösung.
    Wir betreiben im Haus einen Serverschrank mit 2 größeren Servern und 2-4 Computer laufen ständig. Zudem ist das Haus klimatisiert, wir sind also keine Stromsparer. Heizungssparer leider auch nicht...



    Verbrauchsdaten
    Jährlicher Stromverbrauch: 21.000 KWH
    Jährlicher Brennstoffverbrauch: 68.000 KWH



    Derzeitige Heizung
    Energieträger der Heizung: Erdgas
    Alter und Typ der der Heiztechnik: 23 Jahre, wohl eine der ersten Brennwertthermen
    Ist bereits eine Solarthermie vorhanden: nein
    Vorhandener Heizungspufferspeicher und Größe: nein
    Art der Warmwasserbereitung und Vorratsvolumen: ja, 120 l, aber erneuerungsbedürftig
    Gibt es ein besonderes Strom-/Wärmeverbrauchsverhalten: ja, s. oben
    Hydraulischer Abgleich durchgeführt: nein
    Temperaturen der Heizkreise: 60 Grad
    Art der Heizkörper: 80% modern



    Immobilie und Rahmendaten
    Beheizte Fläche, Anzahl Bewohner: 320 qm, 4-5
    Art und Baujahr der Immobilie: EFH, 1950, 40-50 cm Backstein
    Erfolgte Modernisierungen: 1994 Innen und Fenster, 2004 Wärmedämmung Nordseite und neues Dach mit Dämmung
    Weitere geplante Modernisierungen: -
    Zweiter Abgasstrang für BHKW frei: machbar
    Erdgasanschluss vorhanden oder möglich: ja
    Zusammenschluss von Nachbarhäusern möglich: nein


    Beste Wünsche für das neue Jahr und viele Grüße
    Uli

  • Willkommen im BHKW-Forum!


    Mir fehlt aktuell leider etwas die Zeit. Aber ganz grundsätzlich passen Eure Verbrauchsdaten zu einem kleinen BHKW.


    Allerdings würde ich an Eurer Stelle zunächst versuchen, Strom zu sparen. Gerade ältere Server/Rechner können sehr Energiehungrig sein. Ich habe erst vor ein paar Monaten einen Server mit 450 Watt Dauerlast gegen ein modernes Gerät getauscht, was jetzt nur noch 20-40 Watt (je nach Last) zieht und die vierfache Rechenleistung bringt. Im Hinblick auf die Klimatisierung wäre auch eine PV-Anlage keine schlechte Idee. Auch wenn die Dachform/Ausrichtung nicht "optimal" ist, lässt sich da möglicherweise viel machen. Wenn das passiert ist, würde ich schauen, welchen Stromverbrauch und welches Lastprofil ihr dann noch habt. Da Eure Heizung wohl noch gut läuft, drängt Euch an der Front ja auch nichts.

    Man achte darauf, dass der BHKW-Lieferant nicht gegen § 312 StGB verstößt. :neo:

  • Vielen Dank, sorry, hatte vergessen zu erwähnen, dass die alte Anlage eigentlich defekt und nicht mehr reparabel ist. Die Elektronik ist defekt und eine neue nicht zu bekommen. Habe jetzt aus 2 alten eine halbwegs funktionierende gebastelt, wie lange das funktioniert, weiß ich nicht. Zudem ist der Warmwasserspeicher korrodiert. Ein paar Monate haben wir hoffentlich noch, aber die brauchen wir auch sicher für einen Tausch.
    Wir haben ein Walmdach und auf allen 4 Seiten Gauben, ich hatte schon an die Ziegel von Musk gedacht

  • Auf Ziegel von Musk kannst Du noch Jahre warten und selbst dann sind die sicher noch lange teurer als ein normales Dach und PV obendrauf. Ohne Fotos vom Dach nebst Ausrichtung kann man wenig sagen - aber ich denke schon, dass sich da was machen lassen sollte. Es muss ja nicht immer perfekte Südausrichtung sein. Ansonsten mal mit Solarteuren sprechen und Angebot mit Dachbelegungsplan machen lassen.


    Was das BHKW betrifft: Wenn der Stromverbrauch runter geht und die Klima durch PV abgefangen werden kann, dann ggf. etwas in Richtung Viessmann Vitovalor - ansonsten RMB NeoTower Living nebst Brennwerttherme und Puffer.

    Man achte darauf, dass der BHKW-Lieferant nicht gegen § 312 StGB verstößt. :neo:

  • Moin Uli,


    ich sehe das weitgehend wie @Lui, mit einer Ausnahme: Die Vitovalor halte ich bei dem genannten Bedarf für zu klein. Selbst wenn sie im Jahr 8.760 Stunden läuft, erzeugt sie mit 750 W(el) nur 6.570 kWh Strom. Das wäre mir bei einem Verbrauch von 21.000 kWh im Jahr zu wenig, selbst wenn davon nach Anschaffung von @Lui's Stromspar-Servern und einer neuen Heizpumpe noch 4.000 kWh wegfallen. Wenn nicht auch der Wärmebedarf in absehbarer Zukunft gewaltig zurückgeht (und der steigt eher noch, wenn im Winterhalbjahr die Abwärme aus den alten Servern nicht mehr da ist :D ), halte ich ein NeoTower BHKW für die bessere Wahl.


    Wenn ich von unserem Anwesen hochrechne (Wärmebedarf netto nach Solarthermie 30 MWh/a, BHKW mit 6 kW(th) deckt davon 80% ab und erreicht 4000 Vollbetriebsstunden), dann könnte bei einem Wärmebedarf von 68 MWh selbst ein NeoTower 5.0, das mit 11,5 kW(th) knapp die doppelte Wärmeleistung bringt, grob geschätzt etwa 4-5000 VBh schaffen und 20-25.000 kWh Strom erzeugen. Das Living würde mit 5,2 kW(th) länger laufen, aber wohl auch nicht mehr als 6.500 VBh (weil in den Sommermonaten auch das größte Haus i.d.R. nur Warmwasser benötigt) und käme mit 2 kW(el) auf 13.000 kWh Stromerzeugung. Welches von beiden günstiger ist, müsste man mit spitzem Bleistift ausrechnen. Da kann sicher unser Forumsmitglied Hans_Dampf mehr dazu sagen, der verkauft die Dinger.


    Egal mit welchem BHKW: Eine PV-Anlage ist bei dem genannten Verbrauchsprofil nahezu Pflicht. Bei einem Walmdach kann man in jedem Fall zwei, evtl. (wie bei uns) sogar drei Seiten mit Modulen belegen. Dann müsste es auch bei "zerklüfteten" Dächern möglich sein, eine brauchbare Anzahl von Modulen unterzubringen. Du solltest wirklich mal Photos von Deinem Dach hier einstellen (Ost/Süd/West bzw. Südost/Südwest, je nachdem wie das Haus ausgerichtet ist, am besten zur jeweiligen Tageszeit mit der Sonne im Rücken).


    Gruß, Sailor

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Danke euch für die Infos. Denke inzwischen auch, dass irgendwie eine PV-Anlsge auf's Dach oder/und auf's Gartenhäuschen muss (hier sind ca. 10qm in Südrichtung möglich). Ich sollte aber schon 20- 30 qm hinkriegen? Oder gibt es schon Lösungen, die Abwärme in Kälte umzuwandeln? Wahrscheinlich noch nicht wirtschaftlich. Dank euren Vorschlägen sehe ich jetzt schon die Thematik deutlich klarer, ist aber ein ziemlich komplexes Thema.
    LG Uli

  • Denke inzwischen auch, dass irgendwie eine PV-Anlsge auf's Dach oder/und auf's Gartenhäuschen muss (hier sind ca. 10qm in Südrichtung möglich). Ich sollte aber schon 20- 30 qm hinkriegen?

    Ein paar grobe Richtwerte: Die Normleistung bei guten Modulen (monokristallin) liegt heutzutage nach meiner Kenntnis bei ca. 185 Watt/qm. In der Praxis kann man bei optimaler Ausrichtung an sonnigen, kühlen Frühsommertagen in der Spitze 70%-80% davon beobachten; auch wegen regulatorischer Beschränkungen würde ich mit 70% rechnen. Das wären dann maximal 130 W/qm. Eine 30 qm-Anlage mit erstklassigen Hochleistungsmodulen hätte somit nominell ca. 5,5 kW(Peak) und könnte in der Spitze unter guten Bedingungen knapp 4 kW Leistung bringen. Bei einem Walmdach ist das noch weniger, weil nie alle Module gleichzeitig optimal ausgerichtet sein können. Bei unserer Walmdach-Anlage O/S/W mit 26° Dachneigung habe ich dennoch Leistungen um 70% im Mai bis Juli schon häufig beobachtet. Das ist allerdings in Südbayern - weiter nördlich sollte man mit weniger rechnen. So weit die Angebots-Seite. (Ein Solarteur kann Dir das genauer ausrechnen.)


    Was die Nachfrage betrifft: Deine PV-Anlage sollte meiner Meinung nach groß genug sein, um an sonnigen Tagen den Strombedarf der Klimaanlage und die Grundlast (bei Dir also v.a. für die Server) zu decken, plus vielleicht 0,5-1 kW Reserve für den Haushaltsbedarf. Damit müsstest Du jedenfalls im Sommerhalbjahr (wo ca. 70% des PV-Stroms anfallen und das BHKW nur wenig läuft) weit überdurchschnittliche Eigenverbrauchs-Quoten und somit eine anständige Wirtschaftlichkeit erreichen.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Unser Dachs (Gas) ist jetzt 10 Jahre alt und somit im Vergleich zu einer herkömmlichen Heizungsanlage im mittleren Alter. Was diese Kiste aber inzwischen an Wartungs- und Reparaturkosten produziert ist, übertrifft die einer normalen Brennwertheizung bei weitem. In 2017 mal eben ~ 1385 € netto Wartung und Reparatur. Jetzt ist das Teil schon wieder kaputt und das offensichtlich gleich an mehreren Stellen und wird mit Sicherheit die Reparaturkosten von 2017 deutlich übersteigen. Störungen treten schon trotz aller regelmäßig durchgeführten Wartungsintervalle seit Jahren auf.


    Habe schon vor längerer Zeit mit dem Monteur über die Wirtschaftlichkeit einer solchen Anlage in Einfamilienhäusern (bei uns mit 220 m² Wohnfläche ja schon nicht das kleinste) diskutiert. Er konnte meine Aussage, daß hier Senertec den Kunden im Verkaufsgespräch die Sache schönrechnet mehr oder weniger bestätigen. Den Eigenbedarf an Strom den Senetrec damals vorgerechnet hat schafft keine normale Familie. Insofern ist der wirtschaftliche Betrieb eines solchen Gerätes in Einfamiliehäusern Augenwischerei. Kann ja jeder mal auf die Schnelle selber überschlagen. Dachs produziert jede Std. die er läuft 5.5 kW. Was muß alles gleichzeitig an Elektrogeräten laufen, damit 1 kW/ h verbraucht wird? Der Rest geht für kleines Geld ins Netz. Ohne Wartung und Reparaturen käme man mit den geringen Einspeisevergütungen klar. Aber die Wirklichkeit sieht anders aus. Der Unterhalt der Geräte ist beachtlich.


    Eine Nachrüstung für den verlängerten KWK Zuschlag macht nach den Erfahrungen überhaupt keinen Sinn. Die Anlage hat jetzt schon zuviel Geld verbrannt. Da schmeiße ich nicht noch gutes Geld hinterher. Je nachdem, was die Reparatur jetzt kosten soll, wird der Dachs entsorgt. Ein erneuter Einbau eines BHKWs wird es dann aber nicht mehr geben. Wir kehren dann zur guten "alten" Brennwerttechnik zurück. Die ist bei weitem störunanfälliger und auch wartungsärmer.


    Nach den gemachten Erfahrungen kann ich jedem normalen Häuslebauer, der über die Investitions eines BHWs nachdenkt, nur abraten. Laßt Euch nicht von den Herstellern dieser Geräte einlullen.

  • Ein BHKW rechnet sich nur, wenn der damit produzierte Strommöglichst komplett selbst verbraucht wird. In den ersten (Subventions-) Jahren mag das noch anders aussehen. Aber wenn die Zuschläge auslaufen und die Maschinen häufiger mal stehen bleiben, setzt bei so manchem BHKW Betreiber der Schockmoment ein.


    Vor 10 Jahren gab’s für Privathaushalte eigentlich nur den DACHS. Der wurde mit blumigen Versprechen an den Mann / die Frau gebracht. Doch der Strompreis stieg nicht wie von den rührigen Verkäufern prognostiziert. Und trotz mehr als 15.000 seinerzeit bereits erfolgter Installationen hatten die Geräte des (damaligen) Marktführers so ihre Macken.


    Im Gegensatz zu einer Brennwerttherme wird bei einem BHKW der Brennstoff nicht einfach verbrannt, sondern mit etwas mehr Technik und elektronischer Intelligenz in Energie und Wärme umgesetzt und letztere gespeichert. Mehr Teile und ständige Bewegung bedeuten aber auch eine Zunahme der Komplexität und beinhalten ein höheres Ausfallrisiko sowie eine größere Zahl der im Störungsfall ggf. auszutauschenden Einzelteile.


    Inzwischen hat der DACHS Konkurrenz bekommen – gerade auch im unteren Leistungsbereich. Da lohnt es sich, genauer hinzuschauen und eine seriöse Beratung zu verlangen. Gut, wenn der Berater dann nicht von einem einzigen Hersteller abhängig ist, sondern mit mehreren Anbietern zusammenarbeitet und die Vor- und Nachteile der verschiedenen Modelle kennt. Davon gibt es glücklicherweise Einige hier im Forum.


    Auch wenn ich mich aktuell in derselben Situation wie mein Vorredner/-schreiber befinde, bin ich nach-wie-vor von der BHKW-Idee überzeugt. Nur muss sich ein BHKW-Betrieb auch ohne Subventionen rechnen. Sofern das gegeben ist, die Anlage richtig dimensioniert wurde und anstelle des Lehrlings ein erfahrener Monteur das System wartet, kann ein BHKW viel Freude bereiten.


    BG, maxnicks

  • Vielen Dank für eure Meinungen.
    Ich bin gerade dabei, die PV-Möglichkeiten auszuloten. Es wird aber schwierig, mehr als 20 qm mit Standardmodulen hinzubekommen.
    Mir wurde noch ein Ingenieurbüro mit Erfahrungen im BHKW-Bereich empfohlen, den will ich mir mal anhören, falls er einen Termin frei hat☺.
    Auf jeden Fall habt ihr mir schon mal sehr geholfen, nochmals Danke dafür.
    Ich berichte wieder.
    Viele Grüße
    Uli

  • Es wird aber schwierig, mehr als 20 qm mit Standardmodulen hinzubekommen.

    Besser als nix...


    Übrigens: Unter https://www.photovoltaikforum.com kannst Du Dich über alle Aspekte der PV kundig machen. Dort gibt es auch eine Modul-Datenbank: Vielleicht findest Du da Module, die für Dein Dach geeignet sind - und vielleicht auch im PV-Forum User, die Erfahrungen mit den Modulen haben.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Guten Morgen Uli,
    ich habe deinen Thread ebenfalls etwas verfolgt, und ich denke das ein gesunder Mix aus diversen Energieerzeugern auch bei deinem Vorhaben sinnvoll wäre.
    Wenn man dein derzeitigen Lastgänge betrachtet würde vielleicht auch irgendwann das Thema Batteriespeicher als ergänzung in Frage kommen.


    Bei einer groben Auslegung käme ich auf das RMB Modul mit 2,6 KW, dass generiert halbwegs gute Laufzeiten in einer BWA die ich mal eben durchgespielt habe, ergänzend wäre sicherlich für die Sommer / Übergangsmonate in denen ihr weniger die Wärme als den Strom benötigt eine PV Anlange machbar.


    Ich habe in meinem Betrieb solch eine Anlage verbaut, mit Batteriespeicher, so kann man sicherlich das größte Spektrum abdecken und alle Varianten nutzen.
    Das ist eben immer eine phillosophie des jeden einzelnen, was macht für "mich" selbst den esten Sinn.


    Eine Wirtschaftlichkeit lässt sich aber nichts desto trotz aber auch nach der KWKG änderung zum Jahresbeginn gut darstellen bei dir.


    Grüße aus dem Norden...


    Swen