Hier bleibt die EEG Umlage

  • Betreff: Betreiber verdoppelt Erträge dank EEG
    Liebe Mitstreiter,
    die Denker & Wulf AG führt in ihrem Konzernabschluss für das Jahr 2015 unter dem Punkt "Erläuterung zur Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung" unter anderen folgende Positionen auf:
    Stromerlöse: 13,9 Millionen Euro
    Ertragsausfall Windkraftanlagen: 12,3 Millionen Euro
    (siehe Anhang, Ouelle: www.bundesanzeiger.de)
    Wir Bürger zahlen also doppelt: zum Ersten als Stromkunden und zum Zweiten fast noch einmal den gleichen Betrag als Steuerzahler, denn die im EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) festgeschriebenen Ausfallvergütungen werden aus Steuergeldern finanziert.
    Nur zur Erinnerung: Ausfälle entstehen immer dann, wenn die Netze überlastet sind und der Strom nicht eingespeist werden kann. Entweder stehen die Windräder dann still, oder die Energie wird an die Nachbarn verschenkt. Im schlimmsten - und keineswegs seltenen (!) - Fall wird der Strom an Indutrieunternehmen abgegeben, die ihn nicht etwa bezahlen, sondern ihrerseits für die Abnahme auch noch Gelder erhalten - Steuergelder.
    Die Denker & Wulf AG ist nur eines von vielen Beispielen. Seit 1.1.2017 gelten dank der EEG-Erneuerung zwar modifizierte Regelungen, aber wer bis zum 31.12.2016 eine Genehmigung erhielt und innerhalb der nächsten zwei Jahre ans Netz geht, kommt für weitere zwanzig Jahre in den Genuss der fürstlichen Vergütung - und zwar auf unsere Kosten. Gleiches gilt natürlich für bereits bestehende oder just repowerte Windkraftanlagen bis zum Ende der vertraglich festgelegten Laufzeit.


    Nur mal zur Info.
    Gruß Matzi

  • Hallo Matzi,


    Deinen ersten Beitrag würde ich mal als "alternative Fakten" bezeichnen !! Früher hätt ich gesagt es ist m.M. einfach falsch.


    Soweit es um Kosten geht die für Abschaltungen nach §14 und 15 EEG anfallen muß diese der verursachende Netzbetreiber zahlen. Der Netzbetreiber ist eine Firma und hat somit keinen Zugriff auf Steuergelder, vielmehr holt sich der Netzbetreiber diese für Ihn Ausgaben über seine Netzentgelte wieder.
    Insofern stehen Schlussendlich alle Kosten wieder auf Deiner und meiner Stromrechnung -> Steuergelder bekommen zb. AKW Betreiber ( Rückbau,Brennelementetransport,Wideraufarbeitung etc. ) oder die Kohlelobby
    ( Umsiedlungskosten, Umweltschäden, Renaturierung )


    Deiner zweiten Frage kann hier Abgeholfen werden: https://www.netztransparenz.de/KWKG/Jahresabrechnungen



    Grüße

  • Moin Matzi,

    die Denker & Wulf AG führt in ihrem Konzernabschluss für das Jahr 2015 unter dem Punkt "Erläuterung zur Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung" unter anderen folgende Positionen auf:
    Stromerlöse: 13,9 Millionen Euro
    Ertragsausfall Windkraftanlagen: 12,3 Millionen Euro

    Die Denker & Wulf AG ist mir nicht bekannt, aber jedenfalls kann man aus der GuV eines einzelnen (und nicht besonders bedeutenden) Unternehmens Aussagen wie die folgende nicht auf ganz Deutschland extrapolieren.

    Wir Bürger zahlen also doppelt: zum Ersten als Stromkunden und zum Zweiten fast noch einmal den gleichen Betrag als Steuerzahler, denn die im EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) festgeschriebenen Ausfallvergütungen werden aus Steuergeldern finanziert.

    Einmal unabhängig von der Frage, wer genau die Ausfallentschädigungen trägt, sollten wir uns zunächst einmal die tatsächlichen Zahlen ansehen, und zwar nicht für die Denker & Wulf AG, sondern für Deutschland.


    Laut Bundesnetzagentur gab es im Jahr 2015 deutschlandweit EE-Abregelungen im Volumen von insgesamt 4,72 TWh, davon 4,12 TWh bei der Windkraft. Dafür fielen Ausfallentschädigungen in Höhe von EUR 478 Mio an. Im gleichen Jahr wurden insgesamt 182,60 TWh an erneuerbarem Strom produziert (ohne Abregelungen wären das also 187,32 TWh gewesen), davon 79,21 TWh aus Windkraft (ohne Abregelungen 83,33 TWh). Die Abregelungen machten im Jahr 2015 demnach 2,5% der EE-Erzeugung aus, bzw. 4,9% der Windenergie.


    Die 478 Mio € Ausfallentschädigung standen einem gesamten EE-Fördervolumen von 24,2 Mrd € gegenüber, d.h. die Ausfälle betrugen etwa 2% des Gesamt-Fördervolumens. "Wir Bürger" zahlten 2015 also einschließlich Ausfallentschädigungen nicht etwa "doppelt", sondern 1,02mal.


    Übrigens, wenn wir uns schon Gedanken darüber machen, wo unsere EEG-Umlage bleibt: Im gleichen Jahr 2015 haben "wir Bürger" ca. 5,4 Mrd € (30%) mehr EEG-Umlage bezahlt als eigentlich nötig gewesen wäre, weil die Privilegien der Industrie ausschließlich von "uns Bürgern" - und vielen kleineren, nicht privilegierten Gewerbebetrieben - getragen werden. Wenn man sich schon ärgern will, ist das m.E. ein besserer Ansatzpunkt. X(

    Nur zur Erinnerung: Ausfälle entstehen immer dann, wenn die Netze überlastet sind und der Strom nicht eingespeist werden kann. Entweder stehen die Windräder dann still, oder die Energie wird an die Nachbarn verschenkt. Im schlimmsten - und keineswegs seltenen (!) - Fall wird der Strom an Indutrieunternehmen abgegeben, die ihn nicht etwa bezahlen, sondern ihrerseits für die Abnahme auch noch Gelder erhalten - Steuergelder.

    Ursache für die Abregelungen (von denen zwei Drittel in Schleswig-Holstein stattfanden) war nicht die Fluktuation, sondern ausschließlich fehlende (regionale oder nationale) Stromleitungen. Im Jahr 2015 ist es kein einziges Mal vorgekommen, dass in Deutschland mehr EE-Strom erzeugt wurde als zum gleichen Zeitpunkt deutschlandweit verbraucht wurde. Dass dennoch größere Mengen Strom zu negativen Strompreisen verschleudert werden mussten, liegt ausschließlich daran, dass konventionelle Kraftwerke (in erster Linie KKW und alte BKKW) in Zeiten hohen EE-Angebotes aus technischen oder wirtschaftlichen Gründen nicht ausreichend gedrosselt wurden.

    Mir geht es nur darum, das man mit Biogasanlagen und KWK rechnen kann
    und mit Sonne und Wind nicht.

    Richtig. Nur werden wir mit Biogasanlagen und KWK allein die Energiewende nicht hinbekommen, also werden wir wohl oder übel mit der Fluktuation bei Sonne und Wind (sowie der immer schon vorhandenen Fluktuation beim Stromverbrauch!) umgehen müssen. Und weil das so ist, werden wir alle gegenwärtig diskutierten Werkzeuge benötigen:

    • Stromleitungen, um regionale Unterschiede auszugleichen ("Windstrom nach Bayern, PV-Strom nach Schleswig-Holstein")
    • Speichermöglichkeiten (Pumpspeicher in Norwegen, Wasserstoff, Hausbatterien etc.)
    • Anpassungen beim Verbraucherverhalten (Voraussetzung: Variable Stromtarife)
    • Konventionelle Kraftwerke für die Residuallast
    • Und zukünftig auch: Abregelungen für EE (per Vorschrift und/oder wirtschaftliche Anreize wie variable Vergütungen)

    Wir sollten dabei auch daran denken, dass Biogas und KWK zwar verlässlicher sind als Sonne und Wind, dass beide aber derzeit kaum dazu beitragen, Schwankungen auszugleichen. Bei Biogas liegt das v.a. an einer falschen Förderpolitik in der Vergangenheit, bei KWK (einschl. der Biogasanlagen, bei denen die Abwärme zur Heizung genutzt wird) auch daran, dass der Wärmebedarf das häufig nicht zulässt. Unser Vitotwin läuft z.B. im Winter fast 24h/Tag durch, egal ob Windstrom im Netz ist oder nicht. Wollte man das ändern, so müsste man wirtschaftliche Anreize für ein netzkonformes Betreiber-Verhalten setzen: Zur Zeit gibt es das - jedenfalls bei der Förderung nach KWKG oder EEG - noch überhaupt nicht.




    Gruß, Sailor

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Richtig. Nach den Zahlen, die ich gefunden habe, wurden 2015 in S-H ca. 13,7 TWh Windstrom erzeugt. Die Abschaltungen lagen dort bei ca. 3 TWh. Ohne Abschaltungen hätten die Anlagen also ca. 16,7 TWh erzeugen können. Der Anteil des abgeschalteten Windstroms an der möglichen Gesamterzeugung lag damit in S-H bei 18% (viermal so hoch wie in Deutschland insgesamt).


    Wenn es genügend leistungsfähige Stromtrassen nach Norwegen (zur Speicherung) und in südlicher Richtung (in die Gebiete mit hohem Verbrauch) gäbe, würde sich das mit Sicherheit verbessern. Die WKA gehören nun mal vorrangig nach S-H (und in vergleichbare Gegenden), weil da der Wind weht. Also muss man sich Gedanken machen, wie man den Strom dort wegbringt - oder zukünftige Speicheranlagen (z.B. Wasserstoff-Elektrolyse) in S-H bauen. Am besten wahrscheinlich beides.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)