Bluegen: Meine Berichte zu Planung und Betrieb

  • Freunde, bevor wir uns hier über Gasqualitäten und Zustandszahlen den Kopf zerbrechen: Seht Euch doch mal eine Seite weiter vorne in diesem Thread Karstens letzte Tabelle an. Seine BlueGen hat seit Inbetriebnahme 10.601 kWh Strom und 2.702 kWh Wärme abgegeben und dafür 19.853,47 kWh Gas verbraucht. Das entspricht fast genau 67% Wirkungsgrad bezogen auf den Brennwert. Wenn mich nicht alles täuscht, haben wir das Thema mit Karsten auch schon mal hier durchdiskutiert, deshalb gibt er in seinen Tabellen jetzt jeden Monat das "Soll vs. Ist" an - bei seiner BlueGen im Mittel 113%.


    Warum sie bei BlueGen den Heizwert als Bezugspunkt nehmen, dazu gibt es sicher sehr tiefgründige Überlegungen. Dass 85% Gesamtwirkungsgrad in den Werbe-Flyern einfach besser aussieht als 67%, war zweifellos nur ein Grund unter vielen... :D


    Jedenfalls: NetterVermieter gibt für 2017 einen Gasverbrauch von 2,827 kWh pro Betriebsstunde an. Teilt man das zur Umrechnung auf den Heizwert durch Karstens Mittelwert 1,13 , kommt man auf 2,502 kWh Gasverbrauch (Heizwert) pro Betriebsstunde. Das ist fast genau der Wert, der in den technischen Daten von BlueGen angegeben wird (2,51 kWh/Bh). Für den schlechteren Januarwert dürfte Alikantes Erklärung zutreffen.


    Zusammenfassung:

    Ist der Rest alles Verlust??

    Ja.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Strom wird 1,5 erzeugt, Wärme maximal 0,6. Ist der Rest alles Verlust??

    Ja. Du kennst doch den Wirkungsgrad des BlueGEN.

    mh _()_ ,


    was soll denn 9,8 sein ?? Das ist weder Fisch noch Fleisch, für H-Gas viel zu wenig und für L-Gas schon fast zu hoch.


    mfg

    Ich habe 9,834.

  • So oder so steht noch immer die Frage im Raum, über wie viel EURO wir denn reden....

    Die BlueGen von NetterVermieter hat insgesamt 13.000 kWh Erdgas verbraucht. Setzt man einen Gaspreis um 4-5 ct/kWh brutto (ohne Grundgebühr) an, so lagen die Gaskosten bei 520-650 €. Angenommen die BlueGen macht aus 2,8 kWh Gas wie angegeben 1,5 kWh Strom und 0,6 kWh Wärme (bei Karsten scheint die Wärmeabgabe weniger zu sein, aber vielleicht liegt das auch nur am Wärme-Messgerät), dann wären das 75% Wirkungsgrad (Hs). Von den 520-650 € für eingekauftes Gas würde demnach ein Viertel, also ca. 130-160 € im Jahr als Verlust über Dach gehen, davon etwa die Hälfte wegen des nicht genutzten Brennwertes. Gleichzeitig hat das Gerät aber Strom mit einem Marktwert erzeugt, der (mit hohem Eigenverbrauch wie bei Karsten) dem Vier- bis Fünffachen der Gaskosten entspricht.


    Das Ganze ist wohl weniger eine Geldfrage als eine ökologische Frage. Natürlich stört es irgendwie, wenn ein BHKW 25% plus X der eingesetzten Energie in Verluste umsetzt. Bei einem Stirlingmotor wären es unter optimalen Bedingungen nur ca. 5%, bei einer Vitovalor ca. 10%. Aber da liegen halt die elektrischen Wirkungsgrade (bezogen auf Hs) nur bei 14% bzw. 37%, während es bei der BlueGen über 53% sind. Das ist so hoch wie bei einem modernen GuD-Kraftwerk, wobei Letzteres aber die Abwärme gar nicht nutzt und daher über 40% (Hs) Verluste hat. So lange im Übrigen der größte Teil unseres Stroms immer noch in (Kohle-)Kraftwerken mit Gesamtwirkungsgraden zwischen 35% und 45% erzeugt wird, muss man sich wohl über die Verluste einer BlueGen auch unter ökologischen Gesichtspunkten nicht allzuviele Gedanken machen.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

    2 Mal editiert, zuletzt von sailor773 ()

  • @sailor773
    Schön zusammen gefasst.


    Die Wäremmenge scheinst schon zu stimmen, ich bekomme die Wärem nur nicht abgenommen. 2 Personenhaushalt.


    Daher wäre ein "normales" BHKW bei mir fehl am Platz.


    Es mag zwar falsch sein, aber ein normales BHKW ist für mich eine Heizung, die zusätzlich Strom abgibt und das BlueGEN ist ein Stromerzeuger der zusätzlich Wärme abgeben kann, nicht muss. (Wärme würde über den Schornstein abgegeben werden.)
    Ich hätte so viel Nutzen/Verwendungsmöglichkeiten für die Wärme (Koiteich, Garage, usw..) aber alles ist so weit weg und der Wärmetransport dort hin, würde im Aufbau teurer werden, als der Nutzen.

    22 kWp Anlage
    2x STP 9000TL-20
    1x SB 4000TL-21
    3x SI 6.0h-11 mit Power-Rack-110 und 106kWh (20x 5,3kWh Tesla Module)
    Seit dem 09.03.17 ergänzt mit dem BlueGEN :thumbup:

    Model Y LR

  • Warum sie bei BlueGen den Heizwert als Bezugspunkt nehmen, dazu gibt es sicher sehr tiefgründige Überlegungen. Dass 85% Gesamtwirkungsgrad in den Werbe-Flyern einfach besser aussieht als 67%, war zweifellos nur ein Grund unter vielen...

    Der Heizwert als Bezugspunkt ist bei KWK-Anlagen insbesondere Motoren üblich. Mit dem Brennwerteffekt kann man keine mechanische bzw. elektrische Energie erzeugen. Die Brennwerttechnik hat ja erst in den 80er Jahren um sich gegriffen, so dass bei Kesseln dieser Mehrwert nutzbar wurde, die sich der Gasversorger gerne auch bezahlen lässt. Selbst die Kesselwirkungsgrade werden ja noch auf den Heizwert Hi bezogen und nicht auf den Brennwert Hs - das dauert sicherlich noch ewig, bis die Branche die komischen 111% auch lächerlich findet und einen gemeinsamen Nenner findet.


    Gruß,
    Gunnar

    Ist die Wärme kraftgekoppelt, wird die Energie gedoppelt. (Ulli Brosziewski)

  • Aber da liegen halt die elektrischen Wirkungsgrade (bezogen auf Hs) nur bei 14% bzw. 37%, während es bei der BlueGen über 53% sind. Das ist so hoch wie bei einem modernen GuD-Kraftwerk, wobei Letzteres aber die Abwärme gar nicht nutzt und daher über 40% (Hs) Verluste hat.

    Ich glaube, dass sich Kraftwerkswirkungsgrade auch auf Hi beziehen. Gerade bei GT/GuD wäre noch nicht mal theoretisch eine thermische Brennwertnutzung möglich, weil die Gasturbinen mit soviel Luftüberschuss arbeiten, dass die Verbrennungsfeuchtigkeit nicht auskondensiert, selbst wenn man niedrige Rücklauftemperaturen in der Fernwärme unter 50°C realisieren könnte.


    Die KWK-Anlage in Düsseldorf-Lausward ist eine Siemens 8000H Turbine mit 60% in GuD-Kombination. Die erzeugt knapp 600 MW und kann bis zu 300 MW Wärme abgeben, wobei die Stromverlustkennzahl bei rund 6 liegt, d.h. bei voller Wärmeauskopplung (30%) geht die elektrische Leistung von 60% auf 55% d.h. um 50 MW zurück.


    Wenn man sich diese Zahlen anschaut und die mit dem Bluegen vergleicht, dann schenkt sich das vom Wirkungsgrad nicht wirklich viel. Die Groß-KWK scheint nur vom CAPEX her günstiger zu sein: 500 M€ für 600 MW. Mal schauen, wie im Mikro-KWK-Segment die Preise zukünftig fallen können, wenn endlich mal die Massenproduktion anzieht.


    Gruß,
    Gunnar

    Ist die Wärme kraftgekoppelt, wird die Energie gedoppelt. (Ulli Brosziewski)

  • Hier mal wieder Daten von mir.
    BlueGEN läuft problemlos.


    Nur den erhöhten Gasverbrauch werde ich weiter im Auge behalten.

    22 kWp Anlage
    2x STP 9000TL-20
    1x SB 4000TL-21
    3x SI 6.0h-11 mit Power-Rack-110 und 106kWh (20x 5,3kWh Tesla Module)
    Seit dem 09.03.17 ergänzt mit dem BlueGEN :thumbup:

    Model Y LR