Hilfe bei der Heizkostenabrechnung

  • Hallo,


    ich habe dieses Forum gefunden, da ich eine Info über die Abrechnung der Heizkosten meines Vermieters brauche.
    Ich habe versucht mich in das Thema BHKW einzulesen und bin jetzt der Meinung, dass unser Vermieter uns eine komplett falsche Abrechnung macht.


    Infos:
    Gesamt Gasverbrauch ca. 54000 kW/h
    Ich wohne in einem 4 Parteien Haus. Im Keller steht ein BHKW von Dachs mit einer Leistung von 5 kW/h und ein Warmwasserkessel.
    Der Dachs wird mit Erdgas betrieben und es gibt nur einen Gasmengenzähler. Jede Wohnung hat einen Warmwasserzähler und an jedem Heizkörper einen Verdunstungsmesser (oder wie das heißt).
    Die Ablesung erfolgt durch die Fa. Techem. Wir bekommen dann eine Abrechnung in der der gesamte abgelesene Gasverbrauch auf alle Mieter mit Anteil Heizung und Warmwasser aufgeteilt wird. So wie man es wohl bei einer Therme machen würde.
    Es wird aber nirgends der Anteil zur Stromproduktion herausgerechnet.
    Auf Nachfrage hat mir der Vermieter geantwortet, dass der Strom für die Allgemeinheit genutzt wird. In der Betriebskostenabrechnung gibt es aber einen Punkt Allgemeinstrom, der sich für das Haus auf 180 €/a beläuft. Kann das sein, dass durch Treppenhauslicht und Kellerlicht der gesamte Dachsstrom verbraucht wird und dann noch so viel Strom gekauft werden muss?
    Der Vermieter meinte auch, dass die Abrechnung schon immer so gemacht wurde und sich noch keiner beschwert hätte?!


    Liege ich jetzt mit meiner Vermutung richtig, dass diese Abrechnung komplett falsch ist? Hintergeht uns der Vermieter vielleicht sogar und verkauft den von uns gezahlten Strom?
    Sollte ich da von selbst gegen angehen oder mich an einen Mieterbund oder ähnliches wenden?


    Hoffe, jemand kann mir etwas Rat geben.

  • Moin,


    so wie Du es beschreibst scheint die Abrechnung tatsächlich falsch zu sein.
    Bevor Du aber irgendwelche rechtlichen Schritte unternimmst lass Dir die Gasrechnung zeigen. Sollte dort mehr Gas abgerechnet werden kann es sein das die Aufteilung in BHKW/Heizkessel über die Betriebstunden des BHKW gemacht wird.


    Grüße

  • Moin @Doperman,

    Gesamt Gasverbrauch ca. 54000 kW/h
    Ich wohne in einem 4 Parteien Haus. Im Keller steht ein BHKW von Dachs mit einer Leistung von 5 kW/h und ein Warmwasserkessel.

    Hat der "Warmwasserkessel" einen eigenen Gasbrenner, oder wird er gar mit Strom beheizt? Oder meinst Du einen Warmwasserspeicher, der vom Dachs beheizt wird?


    Jedenfalls: Der Dachs gibt, wenn er läuft, etwa 5,5 kW Strom und 12,5 kW Wärme ab. Sein Wirkungsgrad ist lt. technischen Daten 88%, d.h. er verbraucht ca. 20,45 kWh Gas pro Betriebsstunde. Angenommen das ganze Erdgas wurde im Dachs verbraucht (sonst stimmen die nachfolgenden Rechnungen nicht!!), so wäre er damit ca. 2.640 Stunden gelaufen und hätte in dieser Zeit ca. 14.500 kWh Strom und ca. 33.000 kWh Wärme erzeugt. Unter Berücksichtigung des genannten Wirkungsgrades würden also ca. 37.500 kWh (knapp 70%) des Gasverbrauchs auf Wärme entfallen und ca. 16.500 kWh auf die Stromerzeugung.

    In der Betriebskostenabrechnung gibt es aber einen Punkt Allgemeinstrom, der sich für das Haus auf 180 €/a beläuft. Kann das sein, dass durch Treppenhauslicht und Kellerlicht der gesamte Dachsstrom verbraucht wird und dann noch so viel Strom gekauft werden muss?

    Dass Allgemeinstrom zugekauft werden muss, ist zunächst mal völlig in Ordnung. Der Dachs läuft ja 70% der Jahresstunden nicht, und auch in dieser Zeit wird Allgemeinstrom verbraucht. Was die Menge betrifft: Bei angenommenen Kosten von 26 ct/kWh für Zukaufstrom entsprechen 180 €/Jahr etwa 700 kWh. Wenn nicht irgendwelche Verbraucher gezielt während der Dachslaufzeit geschaltet werden, würde das rein statistisch bedeuten, dass insgesamt ca. 1000 kWh Allgemeinstrom verbraucht wurden, davon 300 kWh Dachs-Strom und 700 kWh Zukaufstrom.


    1000 kWh Allgemeinstrom-Verbrauch sind für ein Vierfamilienhaus m.E. sogar günstig. Aber auch wenn man annimmt dass es mehr war und der Mehrverbrauch auf den Dachsstrom entfällt, stellt sich die Frage, was mit den restlichen ca. 14.000 kWh Dachsstrom geschehen ist. Aus meiner Sicht hast Du als Mieter Anspruch darauf, das zu erfahren, wenn Du dafür bezahlen sollst.

    Liege ich jetzt mit meiner Vermutung richtig, dass diese Abrechnung komplett falsch ist? Hintergeht uns der Vermieter vielleicht sogar und verkauft den von uns gezahlten Strom?
    Sollte ich da von selbst gegen angehen oder mich an einen Mieterbund oder ähnliches wenden?

    Die Abrechnung ist - so wie Du sie beschreibst - jedenfalls nicht korrekt. Möglicherweise verkauft der Vermieter den Strom tatsächlich (und/oder nutzt einen Teil selbst), aber vielleicht verzichtet er dafür auch - ggf. zum Teil - auf eine Umlage von Wartungskosten (die sind bei einem Dachs bestimmt weit höher als bei einer Gastherme) und sagt sich, das passt schon. In Ordnung ist das nicht, aber wie Du damit jetzt umgehen solltest kann ich auch nicht sagen. (Die Mieterbünde helfen Dir nur, wenn Du Mitglied bist - und ob sich da einer mit BHKW's auskennt ist auch die Frage.) Vielleicht probierst Du es - bevor Du einen Rechtsanwalt einschaltest - noch einmal im Guten und verlangst detaillierte Auskunft?


    Gruß, Sailor

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Hallo,


    danke für die Antworten.
    Der Vermieter ist Besitzer einer Elektrik- und Heizungsbaufirma. Netterweise erlässt er uns die Wartungskosten der Anlage, lässt sie aber auch durch seine Mitarbeiter durchführen.


    Ich habe vorher in einem 12 Parteienhaus gewohnt, in dem wir weniger Allgemeinstrom verbraucht haben, obwohl das Licht im Treppenhaus gefühlt fast immer an war.


    Ist das denn rechtens, dass der Vermieter den Strom verkauft, den wir über den Gaspreis bezahlen er uns dafür aber die Wartungskosten erlässt? So wie ich das gelesen habe sind doch auch nur anteilig Wartungskosten auf uns umzulegen, also nur der Anteil für Wärmeerzeugung. Oder habe ich das falsch verstanden?`


    Soll ich die Abrechnung also lieber so hinnehmen, da eine Umlage der Wartungskosten für mich teurer wäre, als dass er die Gaskosten für den Strom selber tragen würde?


    Ich komme mir einfach gefühlsmäßig verarscht und abgezockt vor, da wir die Stromproduktion bezahlen und er damit scheinbar noch Geld macht.


    Ich werde noch einmal versuchen auf ihn zu zugehen und Rechnungseinsicht bei ihm zu bekommen.


    Was sollte ich mir am besten zeigen lassen um sicher zu gehen? Allgemeinstromrechnung, Gasanbieterrechnung und mir zeigen lassen, was mit dem produzierten Strom ist? Habe ich etwas vergessen?


    Gruß
    Doperman

  • Moin,

    Soll ich die Abrechnung also lieber so hinnehmen, da eine Umlage der Wartungskosten für mich teurer wäre, als dass er die Gaskosten für den Strom selber tragen würde?

    Nur mal eine ganz grobe Abschätzung:


    Das KWK-Infozentrum setzt die üblichen Wartungskosten für einen Dachs 5,5 mit ca. 10,9 ct/Betriebsstunde an. Reparaturkosten kämen ggf. hinzu, aber die sind gesetzlich nicht auf die Mieter umlegbar. Die Zahl ist wahrscheinlich netto, also kann man brutto mit 13 ct/Betriebsstunde rechnen. (Es werden allerdings auch höhere Zahlen genannt. Dachsbetreiber hier im Forum: Wenn jemand bessere Zahlen hat, bitte korrigieren!)


    Bei Euren geschätzten 2.640 Betriebsstunden ergeben sich daraus ca. 340 € im Jahr. Rechnet man den Stromanteil (30%) heraus, so verbleiben ca. 240 €/Jahr, die auf die Wärme entfallen und auf die Mieter umlegbar wären. Hinzu kommt der geschätzte (ebenfalls nicht umgelegte) Wert des Dachs-Allgemeinstroms: Geschätzte 300 kWh zu Marktpreisen (26 ct/kWh) abgerechnet wären noch einmal ca. 80 €/Jahr. Ihr spart also durch diesen Deal zunächst mal ca. 320 €/Jahr.


    Der Gasverbrauch für den Stromanteil des Dachsbetriebs ist lt. obiger Rechnung 16.500 kWh. Setzt man Gaskosten von derzeit 5 ct/kWh (brutto) an, so macht das 825 €/Jahr. Unterm Strich (basierend auf den von Dir übermittelten Daten) zahlen die vier Mieter also grob geschätzt ca. 500 €/Jahr drauf, bzw. ca. 125 €/Jahr pro Partei (zehn Euro im Monat). Ob es sich lohnt, dafür eine Welle zu machen, müsst Ihr selber entscheiden.

    Was sollte ich mir am besten zeigen lassen um sicher zu gehen? Allgemeinstromrechnung, Gasanbieterrechnung und mir zeigen lassen, was mit dem produzierten Strom ist? Habe ich etwas vergessen?

    Was der Hausbesitzer mit dem Dachsstrom macht, ist seine Sache: Für die Abrechnung geht es nur um die Frage, wieviel davon im Anwesen verbraucht wurde. Die Allgemeinstrom- und die Gasanbieterrechnung einzusehen ist dagegen Dein gutes Recht. Damit kannst Du die o.g. Rechnung präzisieren, aber auf grundlegend andere Ergebnisse wirst Du wahrscheinlich nicht kommen.


    Gruß, Sailor

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Das KWK-Infozentrum setzt die üblichen Wartungskosten für einen Dachs 5,5 mit ca. 10,9 ct/Betriebsstunde an. Reparaturkosten kämen ggf. hinzu, aber die sind gesetzlich nicht auf die Mieter umlegbar.

    Je nach Umlagesystem auf die beiden KWK-Güter Wärme und Strom wird auch die Wartung voll der Stromseite zugeschlagen, da ein normaler Gasboiler auch keine besonderen Wartungskosten hat.


    Lass Dir mal die Gasrechnung zeigen, und wenn die Gasrechnung voll von den Mietern mit der Wärmeabrechnung getragen wird, und der Strom sonstwo vergütet wird, würde ich das als freches Vorgehen bezeichnen. Mach Deinem Vermieter doch mal mit der Carnot-Methode vertraut und biete ihm an, den Strom aus dem BHKW auch abzunehmen.


    Gruß,
    Gunnar

    Ist die Wärme kraftgekoppelt, wird die Energie gedoppelt. (Ulli Brosziewski)