BHKW und FI, RCD bzw. Fehlerstromschutzschalter?

  • im wahrsten Sinne des Wortes spannende Aspekte die ihr hier so aufwerft!


    aber ich frage mich, wie lange das "sterbende" BHKW dann trotzdem noch Strom in den gefährdeten Stromkreis einspeist bis es tatsächlich steht.


    1) kann eine Asynchronmaschine ohne Netz überhaupt Strom oder kritische Spannungen erzeugen?
    2) hätte ich eigentlich auch auf Senertec bzw. dessen ENS gesetzt, dass der Dachs ohne Schäden für sich selbst oder die Verbraucher des Hausnetztes sich wegschaltet.


    Wenn das BHKW in den Verbraucherstromkreis einspeist (also zwischen Verbrauchern und FI - so muss man das doch verstehen?)


    ja, es wurde direkt auf die Potentialschienen der Verbraucher gelegt.


    ( 3phasig, deshalb eher niemals an Verbraucherstromkreisen mit Steckdosen anzutreffen, aber durch Asynchrongenerator Neigung zu Spannungspitzen )


    bzgl. "Verbraucherschutz" sehe ich eigentlich keine entscheidenden Unterschied bei geschlossenem FI. Es würde mich doch sehr wundern, wenn es bei geschlossenem FI signifikante Potentialunterschiede zwischen vor und hinter FI gäbe. Somit dürften die Spannungsspitzen des BHKWs - soweit vorhanden - im ganzen Hausnetz sein, oder?


    BG, KWK

  • Zitat

    1) kann eine Asynchronmaschine ohne Netz überhaupt Strom oder kritische Spannungen erzeugen?

    Sie kann nicht ohne Netz starten, aber wenn einmal das Magnetfeld aufgebaut und genügend Bewegungsenergie im System ist kann Sie eine begrenzte Zeit ohne Netz weiter Strom produzieren. Stichwort Selbstinduktion

    Zitat

    2) hätte ich eigentlich auch auf Senertec bzw. dessen ENS gesetzt, dass
    der Dachs ohne Schäden für sich selbst oder die Verbraucher des
    Hausnetztes sich wegschaltet.

    Ja das ist die Norm, wobei es fürs BHKW egal ist warum plotzlich kein Netz mehr vorhanden ist. Fakt ist es wird ein Notstop eingeleitet die dabei noch im System vorhandene Energie muß irgendwo hin.

    bzgl. "Verbraucherschutz" sehe ich eigentlich keine entscheidenden Unterschied bei geschlossenem FI.

    STOP Bitte nicht verwechseln. FI ist ein reiner Personenschutz, hat nix mit mit Verbrauchern,Geräten,Leitungen zu tun. Die Geräte juckt es nicht wohin der Strom fliest nur wenn es zuviel Strom wird dann schmelzen die leitungen - das soll dann der Leitungsschutz ( gemeinhin Sicherung ) verhindern.

  • Kurz mal dargelegt was ich als "Industrie" zu RCD-geschützeten Stromkreisen weiß:
    Im Gebäude müssen alle Benutzer-Steckdosen bis 16A gegen Fehlerstrom gesichert sein.
    Außerhalb Gebäude und in Feuchträumen alle Stromkreise bis 64A. (Nebeninfo: Keller und Bad sind keine Feuchträume.)


    Wie Alikante schon sagte: Es geht beim Fehlerstrom in erster Linie um ortsveränderliche Geräte mit einem möglichen doppelten Fehler: Gehäuseschluss und unterbrochenem PE.
    D.h. fest installierte Anlagen (keine Steckdose) wie z.B. Herd oder BHKW brauchen keinen RCD (=FI-Schutzschalter), dafür muss vom Elektriker Scheinwiderstand und Schutzleiter geprüft werden.
    32A CEE und, wenn man es wörtlich auslegt, Lichtstromkreise sind auch nicht betroffen.


    Was man auch noch bedenken sollte: In einer vernünftigen Hausinstallation hat man mehr als einen RCD (jede UV extra). Dementsprechend ist nicht zwingend davon auszugehen das man ein BHKW zwischen RCD und Endstromkreisen anschließt. Ist ein RCD vorgeschrieben bekommt das BHKW seinen eigenen. Muss auch, sonst besteht die Gefahr das der Fehlerstrom vom BHKW gespeist wird ohne das der RCD in der Verteilung was davon mitkriegt.
    Hat das BHKW seinen eigenen RCD kann es aber ein Problem mit der Selektivität geben. Sprich: Es fällt nicht nur der RCD in der betroffenen UV sondern gleichzeitig der vom BHKW.



    mfg JAU

  • D.h. fest installierte Anlagen (keine Steckdose) wie z.B. Herd oder BHKW brauchen keinen RCD (=FI-Schutzschalter), dafür muss vom Elektriker Scheinwiderstand und Schutzleiter geprüft werden.
    32A CEE und, wenn man es wörtlich auslegt, Lichtstromkreise sind auch nicht betroffen.


    So steht es in der VDE. Die Netzbetreiber berufen sich auf dem Passus im Energiewirtschaftsgesetz, dass sie für den sicheren und zuverlässigen Betrieb des Netzes verantwortlich sind und können deswegen Auflagen für den Anschluss an ihr Netz machen. Die schreiben oft den FI vor um zu verhindern, dass bei Nullleitungsfehler in ihren Netz ihre MA durch Spannungen auf dem Nullleiter gefährdet werden. Dies gilt eigentlich nur im TT-Netz aber inzwischen fordern es viele auch für ein TN-Netz. Die müssen es ja nicht bezahlen. Da viele BHKWs und vor allem die mit einem WR ein Entstörfilter haben, kann die Verwendung eines 30mA FI zu Probleme führen. Da die Installation eines FIs zwischen WR und Filter meistens nicht möglich ist, ist es besser man verwendet einen FI mit 300 mA.


    Das mit den FIs schreiben die VNB erst in den letzten Jahren vor und ist den PV-Anlagen geschuldet, weil wg. dem Wirkungsgrad fast nur noch WR ohne Trenntrafo eingebaut werden. Da kann es dann durch Fehlern dazu kommen, dass die Gleichspannung mit max. 950 V an der Phase anliegt obwohl das Netz abgeschaltet ist. Bei BHKWs ohne WR ist der FI vollkommen überflüssig da ein vergleichbares Fehlerbild nicht generiert werden kann. Aber das mach dem MA des VNB mal klar. In D ist Vorschrift eben Vorschrift und muss bis zum bitteren Ende eingehalten.

    Rechnen hilft. Bleistift, Stück Papier und ein Taschenrechner und man wird sich über einige Ergebnisse wundern. ?(
    http://perdok.info/
    Oscar Perdok GmbH
    Gildeweg 14, 46562 Voerde
    Beratung, Planung und Installation von: KWK-Anlagen, PV-Anlagen, Stromspeicher mit Notstromfunktion, Eigene Herstellung von Ladestationen für E-Mobile, Energie-Effizienz incl. Kosten/Nutzen-Betrachtung, Ladestation für E-Mobile (kostenlos)

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  • Hab ich noch keinen gesehen.


    Wie besagt: In Verbindung mit Wechselrichtern oder FU immer Allstromsensitiv. Ein Standard-RCD interessiert sich nämlich einen Scheiß für den Gleichspannungsanteil der da mit raus kommt.
    Und wenn ein Entstörfilter dran hängt hast du mit 0,03A Auslösestrom gerne mal Falsch-Postiv-Fehler.



    mfg JAU

  • Hallo,

    In Verbindung mit Wechselrichtern oder FU immer Allstromsensitiv.


    Es gibt Meinungen, die sagen das eigentlich auch bei einem Aldi Reisefön für 9,95 € der seine beiden Leistungsstufen mittels Diode (nur eine Halbwelle) schaltet, ein Allstromsensitiver FI angebracht wäre.....



    Ich habe bisher nur Preise von 450...500,--€ für diese Spezies gesehen.


    Ich habe mobile Geräte im Betrieb, die mittels einphasigem FU betrieben werden, der Elektrofachbetrieb meines Vertrauens meint dazu, das hier ein normaler FI reicht.... ?(


    Wie sieht es eigentlich damit aus, das der FI durch den Gleichstromanteil in Sättigung geht, und dadurch auch ein "normaler" Wechselfehlerstrom nicht mehr zur Auslösung führt?


    Gruß Dachsgärtner

    Besser ein kleines Kraftwerk im Keller...
    ...als eine große Stromrechnung im Briefkasten!

  • Moin,


    Typ A ( am weitesten verbreitet ) kommen mit Fehlerströmen hinter dem FU/WR - also Gleichstromseitig - nicht klar weil der Magnet übersättigt. Pulsierende Gleichspannung hingegen schränkt die Funktion nicht ein.


    Beim FU müsste der Fehler also im Zwischenkreis auftreten.


    Beim PV-WR spielt es eh keine Rolle, wenn Du da an der Gleichspannung zappelst nützt Dir auch ein auslösen des RCD nix, es sei denn der knippst die Sonne gleich mit aus.


    Grüße

  • Sie kann nicht ohne Netz starten, aber wenn einmal das Magnetfeld aufgebaut und genügend Bewegungsenergie im System ist kann Sie eine begrenzte Zeit ohne Netz weiter Strom produzieren. Stichwort Selbstinduktion

    hier gehen die Meinungen offensichtlich etwas auseinander, zwei geschätzte E-techs teilten mir mit, dass die Erregung wohl so schnell einbricht, dass es nicht relevant wäre.

    Fakt ist es wird ein Notstop eingeleitet die dabei noch im System vorhandene Energie muß irgendwo hin.

    von welcher Energie sprichtst Du? Die Rotationsenergie der rotierenden Massen dürfte in wenigen Sekunden weitgehend über Reibung ins Heizwasser dissipieren, vergleiche Motorbremse bzw. Schubbetrieb beim Auto.

    FI ist ein reiner Personenschutz, hat nix mit mit Verbrauchern,Geräten,Leitungen zu tun.


    ja klar, habe die von Dir genannten Spannungspeaks wohl falsch verstanden.

    ein RCD vorgeschrieben bekommt das BHKW seinen eigenen.


    stimme grundätzlich zu, die Notwendigkeit wird gerade hier ausführlich diskutiert und unter unterschiedlichen Gesichtpunkten beleuchtet (danke!), leider müsste ich für den Einbau dann aber leider den knappen Schaltschrank signifikant umkrempeln.

    Hat das BHKW seinen eigenen RCD kann es aber ein Problem mit der Selektivität geben. Sprich: Es fällt nicht nur der RCD in der betroffenen UV sondern gleichzeitig der vom BHKW.

    Gibt es dafür eine Lösung?

    WR ohne Trenntrafo eingebaut werden. Da kann es dann durch Fehlern dazu kommen, dass die Gleichspannung mit max. 950 V an der Phase anliegt obwohl das Netz abgeschaltet ist.

    ups, genauso ist meine (ältere, traflose) PV-Anlage angeschlossen

    Bei BHKWs ohne WR ist der FI vollkommen überflüssig

    Das ist mal ein Wort!

    Hab ich noch keinen gesehen.

    habe schon zwei ungebrauchte einen 30er u. einen 300er für andere FU-Anwendungen geschossen, vielleicht Glück mit der Wetterlage gehabt...


    schöne abendliche Grüsse, KWK

  • Moin,

    Zitat

    zwei geschätzte E-techs teilten mir mit, dass die Erregung wohl so schnell einbricht, dass es nicht relevant wäre.

    was ist Schnell bzw. wie lange dauert ein Lichtbogen :hutab: Hut ab vor den Theoretikern

    Zitat

    Die Rotationsenergie der rotierenden Massen dürfte in wenigen Sekunden weitgehend über Reibung ins Heizwasser dissipieren

    wieder die Frage was ist Schnell ?? Abgesehen das Wärme richtig richtig richtig Träge ist ist sie nicht die Energieform die ich meine. Rotationsenergie schon eher, die "erzeugt" über das Feld den Stromfluß ( rechte Hand Regel ) , fliest kein Strom macht die Spannung was.... ???? Genau sie steigt auf ihr Maximum. Und da war die Spannungsspitze ( Millisekunden ) die sich im ungünstigsten Fall an der für sie günstigsten Stelle entläd ... Peng.


    Bei meinem ollen 11KVA ABB Generator kam die Spannungsspitze nur bis in den BHKW Schaltschrank und hat dort ein Hutschienengerät gegrillt das eigendlich bis 1kV Überspannungssicher sein hätte müssen.
    Deshalb stell ich keine theoretischen Fragen sondern weiß aus der Praxis was am Asynchroner unter (un)günstigen Bedingungen passieren kann - nicht zwingend passieren muß.


    Grüße

  • Es gibt Meinungen, die sagen das eigentlich auch bei einem Aldi Reisefön für 9,95 € der seine beiden Leistungsstufen mittels Diode (nur eine Halbwelle) schaltet, ein Allstromsensitiver FI angebracht wäre...


    Typ A kommt mit Halbwellen und Phasenschnitt zurecht.


    vielleicht Glück mit der Wetterlage gehabt...


    Deswegen ist eBay in meinen Augen auch keine Bezugsquelle.



    mfg JAU

  • unter (un)günstigen Bedingungen passieren kann - nicht zwingend passieren muß.


    Das ist immer das Problem. In der Sicherheitstechnik gilt die kann-Bestimmung auch wenn das Ereignis noch so selten vorkommt. Einmal Tod ist für immer Tod.

    Rechnen hilft. Bleistift, Stück Papier und ein Taschenrechner und man wird sich über einige Ergebnisse wundern. ?(
    http://perdok.info/
    Oscar Perdok GmbH
    Gildeweg 14, 46562 Voerde
    Beratung, Planung und Installation von: KWK-Anlagen, PV-Anlagen, Stromspeicher mit Notstromfunktion, Eigene Herstellung von Ladestationen für E-Mobile, Energie-Effizienz incl. Kosten/Nutzen-Betrachtung, Ladestation für E-Mobile (kostenlos)

  • Kurz mal dargelegt was ich als "Industrie" zu RCD-geschützeten Stromkreisen weiß:
    Im Gebäude müssen alle Benutzer-Steckdosen bis 16A gegen Fehlerstrom gesichert sein.
    Außerhalb Gebäude und in Feuchträumen alle Stromkreise bis 64A. (Nebeninfo: Keller und Bad sind keine Feuchträume.)


    Laienbedienbare Steckdosen, Endstromkreise im Aussenbereich und Stromkreise in *Feuchträumen*.
    Dein Bad wird zum Feuchtraum, wenn Wanne oder Dusche vorhanden ist.
    Da man im Haushalt aber gewöhnlich Licht und Steckdosen in den Stromkreise mischt, braucht man defakto immer einen FI.


    Genau genommen empfiehlt die 0100, 2 unabhängige Stromkreise. Was im Endeffekt bedeutet man müsste im Haus 2 FI verbauen.


    Übrigens darf man *durch* einen Feuchtraum keine Stromkreise verlegen die nicht FI / 30 mA abgesichert sind. Es ist also blöde wenn man anfängt einzelne Stromkreise vom FI auszunehmen. Kann ja mal passieren, das das Bad *wandert* und dann muss man suchen, welche Kabel da zufällig durch die Decke verlaufen