Mikro-KWK für Zweifamilienhaus

  • Hallo Leute,
    ich bin brand neu im Forum, habe mich schon hier und da reingelesen und habe ein persönliches Problem.
    Ich besitze ein Zweifamilienhaus mit ausgebautem Dachraum und mit einer derzeitigen noch funktionsfähigen, ca. 23 Jahre alten Erdgasheizung.
    Nun bin ich durch Werbung mit dem "Mikro-KWK-System" konfrontiert worden. Es gab bereits den ersten Hausbesuch, mit Vorstellung der Finazierung, Arbeitsweise, Ersparnis usw. Ich sollte gleich unterschreiben, was ich erst einmal abgeleht habe.
    Zum Detail:
    Mein Haus ist ein Zweifamilienaltbau mit ausgebautem Dachraum, Fassade und Fenster saniert. Heizung ca. 23-25 Jahre alt. Da ich Statistik führe, kann ich ziemlich genau sagen, dass ich pro Jahr 37.500 kWh an Erdgas und 7.500 kWh Energie verbrauche.
    Nach dem Besuch des Außendienstmitarbeiter, habe ich mich intensiver mit dem Thema beschäftigt und schnell verstanden, dass sich die Stromerzeugung nur investiert, wenn die Anlage viel läuft, mindestens jedoch 5.000 Std./Jahr.
    Nun meine Fragen:
    Wie kann ich nach meinem Jahresverbrauch für Heizung und Warmwasser (37.500 kWh) sowie Energie (7.500 kWh), die in Zukunft zu erwachtenen Betriebsstunden der neuen Anlage errechnen?
    Weiterhin ist die Frage, ob die Anlage auch 20 Jahre problemlos arbeitet?
    Und der Druck der von den Verkäufern immer aufgebaut wird, man weiß nicht ob es im nächstem Jahr die Förderungen so noch gibt!?
    Ich wünsche mir viele anregende Hinweise und bedanke mich im Voraus.
    Gruß Theo

  • Hallo,


    beantworte mal bitte den kompletten Fragebogen: http://www.bhkw-forum.de/board170-anlagenplanung-und-technisches/board171-beratung-anlagenplanung-und-wirtschaftlichkeit/5006-wichtig-fragebogen-für-eine-anlagenberatung/
    Insbesondere beim Strom ist die Frage ob ihr besondere Dauerverbaucher habt.


    Um was für ein BHKW gings bei der Beratung den genau? Im Profil hast du Viessman eingetragen? Oder war der Vertreter von Senertec?


    Weiterhin ist die Frage, ob die Anlage auch 20 Jahre problemlos arbeitet?


    Sicher nicht. Aber auch bei ner Gasheizung geht man von max. 12 Jahren Laufzeit aus.



    mfg JAU

  • Verbrauchsdaten


    Jährlicher Stromverbrauch: 7.500 kWh


    Jährlicher Brennstoffverbrauch: 37.500 kWh




    Derzeitige Heizung


    Energieträger der Heizung: Erdgas


    Alter und Typ der der Heiztechnik: 22 Jahre


    Ist bereits eine Solarthermie vorhanden: nein


    Vorhandener Heizungspufferspeicher und Größe: Heizkessel von Viessmann Rexola-biferral; Bj.: 1993; Wärmeleistung: 24-19 kW; Wärmebelastung: 26,6-21,3 kW (Angaben vom Heizkessel)


    Art der Warmwasserbereitung und Vorratsvolumen: Viessmann Verticell-HG/A; Speicherinnhalt: 160 l; Heizwasserinhalt: 28 l (Angaben vom Speicher)


    Gibt es ein besonderes Strom-/Wärmeverbrauchsverhalten: nein


    Hydraulischer Abgleich durchgeführt: ?( was ist das???


    Temperaturen der Heizkreise: ein Heizkreis; Vorlauf ca. 60°C; Rücklauf ca 45°C


    Art der Heizkörper: Plattenheizkörper




    Immobilie und Rahmendaten


    Beheizte Fläche, Anzahl Bewohner: ca. 250 m²; 6 Personen


    Art und Baujahr der Immobilie: Altbau, Baujahr 1946


    Erfolgte Modernisierungen: Dach neu, Dachraum nach Wärmevorschrift ausgebaut, Fenster u. Fassade neu


    Weitere geplante Modernisierungen: keine


    Zweiter Abgasstrang für BHKW frei: ja


    Erdgasanschluss vorhanden oder möglich: vorhanden


    Zusammenschluss von Nachbarhäusern möglich: nein

  • Hallo JAU,
    den Fragebogen habe ich so gut es ging beantwortet, allerdings habe ich noch etwas mühe mich im Forum zurecht zu finden, aber das wird schon noch.
    Der Vertreter arbeitet für "EW ENERGY WORLD GmbH" und ich fasse mal kurz das Angebot zusammen:
    Lieferung eines "Mikro-KWK-Systems eines deutschen Markenherstellers als anschlussfertiges Kompaktgerät. Ein Verbrennungs-oder Linear-Freikolben-Sterlingmotor für Heizung, Warmwasser und elektrische Energie zur Eigennutzung und Verkauf. Die erzeugte Wärme decken die Grundlast des Gebäudebedarfs. Für höheren Wärmebedarf bis 26 kW wird ein intergrierter oder externer Spitzenlast-Zusatzbrenner zugeschaltet. Weiterhin ein Hygiene-Kombispeicher mit integrierter Trinkwassererwärmung. Durch die geringe Brauchwasserbevorratung wird einer Legionellenbildung vorgebeugt, eine Anode wie bei klassischen Trinkwasserbehälter ist nicht erforderch.
    Ich bin Leihe und das meißte was in dem Angebot geschrieben steht, sind für mich böhmische Dörfer.
    Das ganze soll über eine Finanzierung der Firma laufen, wobei sie alle Anträge und Formalitäten erledigen. Kosten sind so aufgebaut, dass sich das alles von selbs rechnet. 28.500 € Kredit, inklusive 10.000 € als Barauszahlung zurück, die ersten drei Jahre keine Sonderzahlungen möglich, dann Laufzeit bis 20 Jahre.
    Ich hoffe, das Ihr mich weiter helfen könnt.
    mfg Theo

  • Hallo Theo,
    gratulliere, daß du hier her gefunden hast, und noch nicht unterschrieben hast.

    "EW ENERGY WORLD GmbH

    Habe da mal kurz reingesehen--Steuer Ersparniss heißt für mich Abschreibungsverlußte, dh. die Anlage soll gewerblich betrieben werden.
    Willst du dies so---im Privat Haus..bedenklich, würde ich die Finger davon lassen.
    Alle genannten Zahlen sind für mich nicht nachvollziehbar-- schöngerechnet ???
    Handelt es sich um ein Vitovin von Viessmann ??

    28.500 € Kredit, inklusive 10.000 € als Barauszahlung zurück, die ersten drei Jahre keine Sonderzahlungen möglich, dann Laufzeit bis 20 Jahre.

    wo soll denn diese Barauszahlung herkommen ?
    Also NUR MEINE MEINUNG: von so einem Kunstrukt würde ich die Finger lassen,--20 Jahre ??
    Ich bin gespannt, welche anderen Meinungen von den Fachleuten hier kommen.
    Was macht du, wenn das Ding nach einigen Jahren nicht mehr funzt, und die Fa. vielleicht in Konkurs ist ???
    viel Erfolg und Gruß
    Erwin

    Pv seit 2000-8.67 kwp--.-therm.E.= Hackschnitzel 42%x Miscanthus 16% x Bhkw 24% x Scheitholz 8% x WW.WP 6%. x H.Öl 3%xSoTh.1%
    Pv seit 2007- 7,64 kwp
    .
    Pv seit 2014 -8,16 kwp mit Elektrospeicher 11,6 kwh 3 phas.
    Bhkw eco 3.0


  • Hallo Erwin,
    vielen Dank für die Kurzinfo. Die Rückvergütung sollen staatliche Förderungen, die wie folgt aufgelistet sind:
    Zuschuss BAFA: 1.900 €
    Zuschuss KfW: 2.850 €
    KWK Zuschlag: 1.623 €
    Umsatzsteuerrückerstattung: 4.550 €
    Summe Fördergelder inkl. MwSt.: 10.923 €

  • Hallo Theo

    Dies sind nur z.T. Fördergelder.
    Umsatsteuerrückerst. bedeutet, daß du mind.15 Jahre (Dauer der Abschreibung ) auch Umsatzsteuer abführen mußt--Aufwand, Kosten z.B. Steuerberater !
    Auch KWk Zuschlag muß jährlich abgerechnet werden.
    Wenn du so ein Teil haben willst, warum dann nicht über Hausbank finanzieren--Kostenvergleich Angebot beachten !
    Beachte auch die Kosten des hydr. Abgleich --Heizungsbauerist hier zuständig, ansonsten kein Bafa, KfW Geld.
    Bedenke auch,daß du Strom noch dazu einkaufen mußt.
    Erwin

    Pv seit 2000-8.67 kwp--.-therm.E.= Hackschnitzel 42%x Miscanthus 16% x Bhkw 24% x Scheitholz 8% x WW.WP 6%. x H.Öl 3%xSoTh.1%
    Pv seit 2007- 7,64 kwp
    .
    Pv seit 2014 -8,16 kwp mit Elektrospeicher 11,6 kwh 3 phas.
    Bhkw eco 3.0


  • "EW ENERGY WORLD GmbH"


    Bei mir schrillen da sämtliche Alarmglocken.


    Die Kalkulation ist erstmal nur undurchsichtig und vermutlich fehlerhaft. Wurden der erhöhte Wartungsaufwand des Mirko-BHKW angesprochen?
    Falls nein ist das sicher mal der erste Fallstrick. Dazu dann noch die völlig unsinnige Darstellung der "Ergebnisse" Online.


    Geschmäckle bekam der Spaß als ich die Firma über die Handwerkersuche der HWK Düsseldorf nicht gefunden habe. Weder unter dem Firmenname noch unter der Adresse der Zweigniederlassung in Langenfeld. Für Köln passt auch keiner der Einträge.



    mfg JAU

  • Moin

    Bei mir schrillen da sämtliche Alarmglocken.

    Ja, ich hör die Glocken auch ganz deutlich.


    Habe von denen schon mehrfach Werbemails bekommen, sind allesamt dort gelandet wo sie hingehören - erst Spam dann Trash.


    :~~ |__|:-)

  • Bei mir schrillen da sämtliche Alarmglocken.

    Bei mir auch. Wir hatten doch vor ein paar Wochen schon einmal einen Thread zu einem Angebot dieser Firma in diesem Unterforum, "Überlegung zur Anschaffung eines BHKW". Offenbar versprechen die Vertreter den Leuten u.a. Einkommensteuer-Ersparnisse (ist ja auch in der "Kalkulation" auf dem linken Screenshot deutlich zu erkennen). Wer sowas macht, hat entweder keine Ahnung oder ist hochgradig unseriös (oder beides).


    Also Theo: Auch meine uneingeschränkte Empfehlung ist, Finger weg von diesem Angebot. (Wenn der Vertreter nochmal kommt, häng' Knoblauch über die Eingangstür, vielleicht hilft das... :D )

    Mit der Qualität der angebotenen Geräte hat das nichts zu tun, die sind m.E. gut. Es geht um Preis, Ausgestaltung und allgemeine Seriosität dieses speziellen Angebotes. Wenn Dich das Thema BHKW aus technischen oder Umweltgründen interessiert, solltest Du das durchaus weiter verfolgen. Wenn Du allerdings primär das Ziel hast, (durch den Betrieb eines BHKW) reich zu werden, solltest Du Dein Geld besser an der Börse anlegen.

    Zu Deinen Fragen:

    Jährlicher Brennstoffverbrauch: 37.500 kWh

    Umgerechnet mit dem geschätzten Wirkungsgrad Eurer 23 Jahre alten Gastherme (84% Hs?) wären das etwa 31.500 kWh Endenergie. Damit kannst Du ein Stirling-BHKW jedenfalls sinnvoll betreiben. Ich schätze, dass Ihr damit mindestens auf 4.500 Betriebsstunden im Jahr kommt, auch 5000h halte ich für möglich.

    Jährlicher Stromverbrauch: 7.500 kWh

    Das wird durch den Einbau eines BHKW etwas weniger, weil der Stromverbrauch der Gastherme wegfällt und die (neue) Heizpumpe voraussichtlich 200-300 kWh/a weniger verbraucht. Aber auch 7.000 kWh/a sind noch genug, um einen ordentlichen Eigenverbrauchsanteil am BHKW-Strom zu erreichen.


    Soweit die Good News. Die Bad News ist folgendes:

    Temperaturen der Heizkreise: ein Heizkreis; Vorlauf ca. 60°C; Rücklauf ca 45°C

    Diese Rücklauftemperatur ist unangenehm hoch. Sie schadet zwar dem Stirling nicht, aber der Brennwert-Effekt (an sich ein Vorteil der Stirling-Geräte) ist bei dieser Temperatur schon zu einem großen Teil weg. Das bedeutet, dass der Wirkungsgrad Deines BHKW sich eher in der Größenordnung von 85-90% (Hs) bewegen wird als bei den 96% (Hs), die in den technischen Daten angegeben sind (und die gerne von hochmotivierten Vertretern für Wirtschaftlichkeitsrechnungen angewendet werden).

    Hydraulischer Abgleich durchgeführt: was ist das???

    Beim Hydraulischen Abgleich (HA) wird der Wärmebedarf jedes einzelnen Raumes ermittelt und die Leistung der dort befindlichen Heizkörper über mechanische Durchfluss-Drosselung an diesen Bedarf exakt angepasst. Wenn die Heizkörper insgesamt nicht zu klein sind (allerdings: Baujahr 1946??) kann man auf diese Weise eine niedrigere Rücklauftemperatur erreichen. Das würde in Eurem Fall dem Brennwerteffekt aufhelfen und spart zusätzlich auch etwas Energie. Kosten tut ein HA beim Heizungsbauer etwa 500-1000 EUR (ohne Thermostatventile, siehe unten). Kostentreiber ist zum Einen die Ermittlung des Wärmebedarfs für jeden Raum: Wenn man das genau macht, ist es arbeitsintensiv, bringt aber was. Wenn nicht, ist es billiger, aber der ganze HA ist dann wahrscheinlich für die Tonne. Der zweite Kostentreiber ist (wenn nicht schon vorhanden) der Einbau voreinstellbarer Thermostatventile.


    Wie dem auch sei: Der HA ist zwingende Voraussetzung zumindest für die BAFA-Förderung. Dass er in Deinem Fall evtl. auch etwas bringt, ist ein Zusatznutzen. Daher solltest Du das von einem Heizungsbauer machen lassen, der weiß was er tut, und nicht einfach das billigste Angebot nehmen.


    Meine Empfehlung wäre: Geh auf die Websites der führenden Hersteller von Stirling-BHKW's (Viessmann, Senertec, Remeha, Brötje) und finde heraus, ob es in Deiner Gegend Hersteller-zertifizierte Heizungsbauer gibt. Dann lass' Dir von 2-3 dieser Heizungsbauer Angebote machen, und zwar einschließlich Hydraulischem Abgleich. Zur Wirtschaftlichkeitsrechnung solltest Du Dich hier im Forum einlesen, ebenso zu den Steuerthemen. Dazu nur folgendes, weil es hier im Thread hochkam:

    Umsatsteuerrückerst. bedeutet, daß du mind.15 Jahre (Dauer der Abschreibung ) auch Umsatzsteuer abführen mußt--Aufwand, Kosten z.B. Steuerberater !

    Ersteres stimmt nicht ganz: Die AfA-Dauer für BHKW's beträgt derzeit 10 Jahre, aber vor allem hat die Frage der Umsatzsteuerpflicht nichts mit der AfA zu tun. Steuerpflichtiger Umsatz ist bei einem BHKW zunächst mal der Erlös für den gesamten Strom (einschl. Eigenverbrauch) mit KWK-Zulage, plus dem Wert der (i.d.R. selbst verbrauchten) Wärme. Der Gesamtwert wird aber bei einem Nano-BHKW immer unter 17.500 EUR liegen. Deshalb greift lt. Gesetz die sogenannte Kleinunternehmer-Regelung (KUR), nach der Dein "Unternehmen" nicht USt-pflichtig ist.


    Wie auch bei einer PV-Anlage üblich, kannst Du aber stattdessen "zur USt optieren". Dann bekommst Du einerseits die USt für die Anschaffung des BHKW zurück, andererseits sind alle späteren Umsätze einschl. Eigenverbrauch USt-pflichtig. Vorteil: USt auf bezahlten Rechnungen (Erdgas, Wartung und Reparaturen) kannst Du als Vorsteuer absetzen. Aber natürlich bleiben jährlich ein paar hundert EUR USt zu zahlen, und Du musst im ersten Jahr monatliche USt-Voranmeldungen abgeben und jedes Jahr eine USt-Erklärung machen (ob mit oder ohne Steuerberater kannst Du selbst entscheiden). Nach Ablauf von 5 Kalenderjahren (also 5,X Jahre nach Inbetriebnahme) kannst Du dann unbeschadet zur KUR zurückkehren. Entscheidend bei der Frage "KUR oder nicht" ist also, ob der Aufwand Dir die steuerlichen Vorteile wert ist.

    Gruß, Sailor

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Hallo Leute,


    vielen Dank für Eure sehr informativen Rückinfos, sie waren sehr interesant und aufschlussreich und haben die Endscheidung unseres Familienrates bestätigt. Ich werde in den nächsten Tagen dem Vertreter meine offizielle Absage telefonisch mitteilen, zumal ja bei uns kein zwingender Handlungsbedarf besteht.
    Ansonsten ist die Thematik Heizung in Kompination mit Stromerzeugung und, oder Solarenergieerzeugung hochinteresant und ich finde es hervoragend, dass man sich in Foren wie diesem so gut austauschen kann.
    Auch die Hinweise von Sailor, sich über das Internet bei Hersteller-zertifizierte Heizungsbauer Angebote einzuholen, anstatt sich von windigen Vertretern über den Tisch ziehen zu lassen.


    Gruß Theo