Pufferspeicher als Übergabestation

  • Bei uns im Ort ist aktuell ein Nahwärmenetz in der Diskussion, und die Frage der Technik, Anbindung, Kappung von Leistungspitzen, Ermöglichung der Einbindung von Solaranlagen... werden diskutiert.


    Die Verwendung eines Speichers als Übergabestation wie z.B. den SOLUS II 560 NFL erscheint hier sehr vielversprechende Antworten zu liefern.


    Warum ist diese doch recht simpel wirkende Technik nicht weiter verbreitet?
    Wo liegen ihre Schwachstellen?


    Gibt es Nahwärmenetze wo Pufferspeicher erfolgreich als Übergabestation verwendet wird, alternativ zu den üblichen Plattewärmetauschern?
    Für entsprechende Hinweise bin ich sehr dankbar
    Bernhard

  • Moin

    Die Verwendung eines Speichers als Übergabestation wie z.B. den SOLUS II 560 NFL erscheint hier sehr vielversprechende Antworten zu liefern.

    sollten nicht diejenigen welche diese Variante präferieren auch Aussagekräftig über deren Vorteile sein??


    Ich sage mal ketzerisch - ausser hohen Kosten für viel Schnick-Schnack sehe ich keinen Unterschied zu "halbwegs normalen" Pufferspeichern.


    Ausserdem halte ich es für fragwürdig ein ganzes Nahwärmenetz ohne jede Trennung aufzubauen.



    Grüße

  • Hallo,



    was mir als erstes in Sinn kommt: Glattrohrwärmetauscher sind in der Leistungsübergabe recht eingeschränkt. Bei ST ist das meist nicht so tragisch, aber die volle Leistung eines BHKW oder Kessels bekommt man da in der Regel nicht ausgekoppelt. Plattentauscher haben mehr Tauscherfläche bei wesentlich weniger Bauraum.
    Jeder zusätzliche Wärmetauscher bedeutet auch einen Verlust an nutzbarem Potenzial, es gehen immer ein paar °K "verloren".


    Die Bereitstellungsverluste dürfen auch nicht vernachlässigt werden, ein Puffer hat eine recht große Fläche die den Aufstellraum heizt. Bei Fernwärme hat man schon genug mit Verlusten zu kämpfen.


    Dann wird ein Puffer bei der Raumheizung eher andersrum genutzt. Man lässt den Erzeuger auf Spitzenlast laufen und entnimmt dafür konstant aus dem Puffer, dadurch muss der Erzeuger seltener Takten. Wenn man die Warmwasserbereitstellung mal außen vor lässt ist der genutzte Effekt also genau andersrum wie bei der Fernwärme. Welcher man im Idealfall immer konstant die selbe Leistung abnimmt.



    mfg JAU


    Nachtrag:

    Zitat

    Ich sage mal ketzerisch - ausser hohen Kosten für viel Schnick-Schnack sehe ich keinen Unterschied zu "halbwegs normalen" Pufferspeichern.


    Ja, der Puffer hat ein Haufen Schicki-Micki eingebaut.


    Zitat

    Ausserdem halte ich es für fragwürdig ein ganzes Nahwärmenetz ohne jede Trennung aufzubauen.


    Modellvariante NFL hat eine zusätzlichen Glattrohrtauscher für die Systemtrennung. Wie groß der ist stand im pdf aber nicht dabei.

  • Das Problem ist doch der Platz.
    Ich habe die letzte Zeit ca 100 Übergabestationen eingebaut. Und bei vielleicht 5 Kunden währe der Platz für einen Puffer gewesen.
    Und dann die Kosten. Eine normale HÜG kostet ca 2500 €. Aber ein Puffer mit eingebauter Übergabestation mindestens 4000.-
    Gruß Matzi

  • Moin,


    die "NF" sind "für besonders niedrige Raumhöhen" und ja die "L" können "auf Anfrage" mit einem weiteren WT ausgestattet werden. Hatte ich beim erstenmal glatt überlesen :whistling:


    Die Angelegenheit mit den Verlusten muß man unbedingt genauer betrachten. Eine Nahwärmeleitung die dauernd unter "Dampf" steht erzeugt ungemeine Verluste, dafür bleibt der Gehweg darüber ganzjährig Eisfrei. Vorallem in der Sommerzeit wo von allen Abnehmern nur Wärme für WW benötigt wird ist der Verlustanteil enorm hoch. Dem kann man dadurch entgegenwirken das das NW-Netz nur zyklisch (zb.1xTag) beschickt wird. Dies wiederum bedingt einen großzügigen Speicher bei jedem Abnehmer, denn kalt duschen ist nicht jedermanns Sache.


    Grüße

  • Bei uns im Dorf betreibt ein Biogasler ein Nahwärmenetz an dem ca. 30 Häuser hängen.


    Es wurde in jedem Haus ein Pufferspeicher mit zwei in Reihe geschalteten Wärmetauschern eingebaut -die Größe richtete sich nach dem Wärmebedarf des Objekts.


    Vorteile:
    - weniger Wärmeverluste in der warmen Jahreszeit, da er das Wärmenetz nur zweimal täglich beschickt.
    - es werden generell nur die Puffer beschickt, die tatsächlich Wärme brauchen (Thermostat an jedem Puffer mit Fernauslesung - Datenleitung mit dem Fernwärmerohr verlegt!)
    - auch hier der Vorteil von geringeren Wärmeverlusten, weil manche Stichleitungen oder Nebenleitungen nicht ständig geheizt werden müssen, sondern nur dann wenn sie Wärme anfordern, auch im Winter!
    - Systemtrennung zwischen Wärmenetz und Hausnetz


    - der Hausbesitzer kann seinen alten Ofen als "Backup" drinnen lassen und die ganze Heizungsregelung wird nicht verändert


    Zum letzten Punkt ein kleine Erklärung:
    Die alte Heizungsteuerung bleibt erhalten, es ist nur ein Umschalter (verplombt wegen Kaminkehrer) vorhanden.
    Stellung 1: Ladepumpe aus dem Pufferspeicher
    Stellung 2: der Brenner


    Normalerweise steht der Umschalter auf 1 und das Rauchrohr in den Kamin ist entfernt. Somit gibt es auch keine Kehrgebühr mehr.
    Wenn der Ofen Wärme braucht, dann schaltet er den "Brenner" ein - jetzt entlädt der Pufferspeicher in die Heizung. Da das Rauchrohr weg ist, zieht auch der Kamin keine Wärme mehr raus.


    Vorteil:
    - geringe Umbaukosten für die Hausbesitzer
    - einfach hydraulische Einbindung in vorhandenes Heizungssystem
    - für den Notfall relativ leichtes Umrüsten auf die alte Heizung möglich
    - Narrensicher wenn die Heizung bisher auch funktioniert hat


    Wenn es von Interesse ist, dann schick mir eine PN. Ich kann dann den Kontakt vermitteln für weitere Fragen.


    Mit freundlichen Grüßen
    Solardachs

  • Vielen Dank für die verschiedenen Beiträge!


    So scheint die Antwort auf meine Frage nicht ganz einfach zu sein.
    Pufferspeicher sind demnach durchaus sinnvoll, aber zusätzliche Wärmetauscher und Zirkulationspumpen um nach einer normalen Wärmeübergabestation - sprich Plattenwärmetauscher - den Puffer zu laden mit zusätzlichen Verlusten verbunden
    so ergibt sich für mich zunächst folgendes Bild:


    Pufferspeicher ist sinnvoll aber dann Pufferspeicher mit integriertem Wärmetauscher


    + Wärmenetz braucht nicht ständig unter Last stehen;durch Intervallbeladung geringere Verluste möglich
    + eigene Wärmeerzeuger können problemlos integriert werden
    + Sytemtrennung problemlos möglich
    + Pufferspeicher als Übergabestation billiger als Plattenwärmetauscher + zusätzlicher Pufferspeicher


    - Integration eigener Wärmeerzeuger drücken die Wirtschaftlichkeit des Nahwärmenetzes
    - Erhöhte Abstrahlverluste durch den Pufferspeicher(durch entsprechende Aufstellung / Isolierung begrenzbar)
    - Glattrohrwärmetauscher haben schlechteren Wirkungsgrad (durch Pufferung aber auch nicht so tragisch, da Leistungsspitzen gekappt werden)
    - höhere Kosten bei der Erst-Installation (durch höhere Flexibilität und Sicherheit aber oft gerechtfertigt)
    - zusätzlicher Platz nötig (evtl Ausschlussgrund)


    JAU: ich verstehe nicht genau, was du damit meinst/ wie diese Aussage zu bewerten ist:

    Dann wird ein Puffer bei der Raumheizung eher andersrum genutzt. Man lässt den Erzeuger auf Spitzenlast laufen und entnimmt dafür konstant aus dem Puffer, dadurch muss der Erzeuger seltener Takten. Wenn man die Warmwasserbereitstellung mal außen vor lässt ist der genutzte Effekt also genau andersrum wie bei der Fernwärme. Welcher man im Idealfall immer konstant die selbe Leistung abnimmt.

    bin auf weitere Aspekte gespannt; ebenso auf mögliche Alternativen zu dem Pufferspeicher SOLUS II 560 NFL der zwar " viel Schnick-Schnack " bietet aber eben auch eien Systemtrennung ermöglicht. Nach längerer Suche, war das der einzige Pufferspeicher, den ich fand, der als Übergabstation angeboten wurde.


    Viele Grüße
    Bernhard

  • Hallo,

    Nach längerer Suche, war das der einzige Pufferspeicher, den ich fand, der als Übergabstation angeboten wurde.


    Mag ja sein, das es der einzige ist, der ausdrücklich für diesen Zweck beworben wird, aber eigentlich sollte das jeder Puffer können, der über entsprechend potente Wärmetauscher verfügt....


    Ich selbst spiele mit dem Gedanken unser EFH - Puffer (800Ltr) über eine kleine Nahwärmeleitung von der Pelletsanlage der Gärtnerei speisen zu lassen, 2 WT die eigentlich für Solar vorgesehen sind wären noch frei.


    Das es nicht allzu oft gemacht wird, hängt denke ich mal mit den wünschen der Wärmekunden zusammen, so nach dem Motto "Wenn ich schon Nahwärme habe, dann bitte nur wenig Heizungsgerraffel im Keller"


    Ich habe auch manchmal so das Gefühl, das sich der deutsche Heizungsbau mit der Einbindung von Puffern immer noch ein wenig schwer tut, ein dt. Unternehmer hatte mir vor ein paar Jahren einen "Zwangsgesteuerten" Pufferspeicher mit entsprechender Pumpen und Steuerungsaufwand angeboten, ein Niederländer hat dann gebaut - ohne Pumpe und Regelung - läuft einwandfrei Geschichtet, obwohl es ein waagerechter Pufferspeicher ist (100m³)


    Gruß Dachsgärtner

    Besser ein kleines Kraftwerk im Keller...
    ...als eine große Stromrechnung im Briefkasten!

  • Wir hatten auch schon verschiedene Konzepte durchdacht (kam aber nciht zur Umsetzung)
    wobei mir der Punkt mit dezentralen Puffern am sympathisten war.


    Platzbedarf ist sehr relativ,
    denn ein klassischer Boiler würde auch fast jeder akzeptieren
    -wobei im Neubau druchs EEWärmeG....z.B. mit Wärmepumpe oder Solar-
    sogar eher schon Puffersysteme notwändig wären.


    Wesentlicher Vorteil ist,
    dass die Mengen für Spitzen direkt im Objekt "gelagert" werden
    und die Nahwärme mit recht enspannten Volumenströmen agieren kann.


    Ob nun klassisch die Übergabe per PWTs in ein Boilerladekreis und Heizung geht
    oder soagr Puffer mit FW-Wasser gefüllt und von dort einmal in Heizkreis und direkte WW-Bereitung ist eigentlich egal,
    wobei mir 2. Variante sogar besser gefällt.
    Es reicht sicherlich auch irgend ein schnöder Standardpuffer.

  • OK; ein normaler einfacher Pufferspeicher müsste also ausreichen und das Wasser im Pufferspeicher könnte
    a) das Wasser vom Nahwärmenetz sein; sowohl Gebäudeheizung als auch das Warmwasser werden über Wärmetauscher betrieben
    b) das Wasser im Pufferspeicher gehört zum Heizungsnetz des Hauses, die Nahwärme wird über Wärmetauscher im Pufferspeicher eingetragen, Warmwasser über weiteren Wärmetauscher entnommen.
    Sowohl bei a ) als auch bei b) könnte eine Solaranlage über weiteren Wärmetauscher eingebunden werden.


    Gibt es Untersuchungen /Tests / Literatur... in denen solche Varianten miteinander verglichen werden? Kann mir jemand Quellen dazu nennen?
    Viele Grüße
    Bernhard

  • Hallo,

    Gibt es Untersuchungen /Tests / Literatur... in denen solche Varianten miteinander verglichen werden?


    Ist mir nicht bekannt, nur mal ein paar Gedanken......


    Bei a: Würde im falle einer Leckage nicht nur der Pufferinhalt sich in das jeweilige Objekt fließen, sondern im schlechtesten Fall auch der Anlageninhalt des gesamten Nahwärmenetzes. (schlecht für Objekt und Nahwärmenetz) Deshalb würde ich den Primärkreis in den angeschlossenen Opjekten so klein wie irgend wie möglich halten.


    Bei B steht mir auch das gesamte Pufferwasser z.b. für eine schnellaufheizung nach der Nachabsenkung ohne einen "Flaschenhals" Heizungswärmetauscher zur verfügung....


    Gruß Dachsgärtner

    Besser ein kleines Kraftwerk im Keller...
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  • JAU: ich verstehe nicht genau, was du damit meinst/ wie diese Aussage zu bewerten ist:


    Vergiss es, Denkfehler.


    Sowohl bei a ) als auch bei b) könnte eine Solaranlage über weiteren Wärmetauscher eingebunden werden.


    Könnte man.
    Aber bei Variante a) würdest du mit der ST aber das Nahwärmenetz speisen, nicht dein Warmwasser. Im Sommer mag das kein Problem sein, die ST bringt dauerhaft genug das die Nahwärmeleitung nix nachspeisen braucht. Aber in der Übergangszeit sehe ich die Gefahr dass das Netz den Solarertrag "ausspült".


    Zitat von firestarter

    Es reicht sicherlich auch irgend ein schnöder Standardpuffer.


    Oder halt ne Anfertigung mit größerem Tauscher (3-4 statt 2m²), ansonsten Standardtechnik. Bei mehreren Haushalten sicher kein all zu großes Problem.



    mfg JAU

  • Hallo,


    Die Hydraulische Ausrichtung der Puffer/Nahwärme ist ja nur eine Seite, von der Regelung her sehe ich da auch sehr interessante Ansätze!


    Nehmen wir einmal an, es gäbe zwei oder mehr "Verbrauchercluster", dann könnte man evtl. das ganze Rohrleitungssystem kleiner auslegen, wenn die Puffer nacheinander beladen werden. Eigentlich bräuchte man dafür dann ein Puffermanagement für jeden Puffer, der dann seine Wärmeanforderung einer zentralen Logik mitteilt. Man könnte sogar soweit gehen, das sogar die Wetterprognose mit herangezogen wird, um die beladenotwendigkeit je nach vor. Solarertrag zu prognostizieren. Bei niedrigen Aussentemp. würden die Puffer dann immer "Voller" gefahren, im Sommer/Übergang läst man "Platz" für Solar, für den kleinen Wärmehunger zwischendurch kann man ja dann abends "Notteilladen".


    Die ganze Anlage ist auch von der Regeltechnik her eine Herausforderung, die es sicher nicht "von der Stange" gibt, aber es gibt viele Stellschrauben um ein Wärmenetz individuell im besten Arbeitspunkt fahren zu können...


    Über ein bei einer BHKW-Anlage evtl. gleich mit verlegtes Stromnetz möchte ich jetzt garnicht nachdenken, dann könnte man sogar die Thermische Spitzenlast, die nur an 1-2% der Jahresstunden vorkommt mittels elektr. Heizschwertern erbringen....
    Oder sogar negative Regelleistung anbieten.....


    Gruß Dachsgärtner

    Besser ein kleines Kraftwerk im Keller...
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