Warum deutsche Hauseigentümer ungern energetisch sanieren

  • Kann sich z.B. Mineralwolle tatsächlich vor einlaufendem Tauwasser in flüssiger Form schützen nur weil sie keine Kapilaren hat?


    Aber sie kann auf dem selben Weg auch wieder abtrocknen.


    Zitat

    Den Hinweis auf die nicht zählenden Verarbeitungsfehler halte ich für etwas praxisfremd.


    Was soll das?
    Mein Häuschen hat eine direkt angrenzende Scheune. Am gemeinsamen Giebel war nach 50 Jahren der Sparren weggefault weil der Flaschner damals gemurkst hatte und Wasser rein lief.
    Deswegen komme ich aber nicht auf die Idee das sämtliche Blecharbeiten an Hausdächern untauglich sind.


    Zitat

    Bei einem Objekt, bei dem ein Gerüst benötigt wird, wenn man die Fassade auch nur streichen will, sollte man schon zusehen, dass die Fassade ab 30 Jahre aufwärts ohne besondere Pflege überdauert


    30 Jahre? Um mal vergleichende Zahlen zu nennen: Mauerwerk + Putz + Dispersionsfarbe ~12 Jahre. Silikatfarbe ~20 Jahre.
    Bei Ziegeln kann ich mir vorstellen das sie so lange halten. Wenn die Hinterlüftung funktioniert. Denn Tonziegel verrecken auch vorzeitig wenn sie Rückseitig keine Luft bekommen.



    mfg JAU


  • Du sitzt scheinbar einigen "Irrtümern" auf.
    Das "Problem ist ja grad das die WDS Oberflächen versiegelt werden, also wasserdicht gemacht werden.
    Mineralische Oberflächen die saugend sind, saugen bei Tauwasser oder Regen sich mit Wasser voll, sind aber auch in der Lage dieses Wasser wieder abzugeben.
    Das macht diese wesentlich weniger anfällig für Temperaturschwankungen und Rissbildung.
    Pilze mögen solche Oberflächen ebenfalls nicht so gerne.


    Versiegelt man eien Oberfläche durch "moderne" Farbbeschichtungen erhält man genau deine Probleme.
    Extrme kurzfristig ansteigende Temepraturschwankungen die zu einer verstärkten Rissbildung führt,
    die nicht mineralische Unterschicht, die meist dann auch noch dünner ausgeführt wird dann kein Wasser aufnehmen können.
    so das sich diese zwischen der Dammschicht und dem Armierputz sammelt.
    Die nächste Frostnacht sprengt die Putzschicht von der Dämmschicht.


    Vorgehängte Fassaden aus Tonziegel- oder Kalksandstein sind nur so gut weil diese ebenfalls mineralisch sind und Tau- oder regenwasser auf- und abgeben können.


    Zitat

    Mit regelmäßigen Anstrichen kann man die WDVS-Fassade vor zu hoher Wasseraufnahme schützen, wenn keine weiteren Fehler gemacht wurden.


    Völlig falscher Ansatz!
    Aussenputze und dessen Anstich sollten mind. 10 bis 15 jahre überstehen können ohne eine Erneuerung.
    Das war früher schon so und sollte heute igentlich auch Standart sein.
    Nur leider lassen sich Bauherren gerne von "modernen" Weißer als Weiß Werbesprüchen beeinflussen,
    bei denen dann automatisch deine Probleme anfallen.

    Wer einmal fragt, wirkt für einen Moment dumm, wer es nie tut, bleib es sein Leben lang

  • JAU


    Also für mich darf eine handwerklich gut gemachte Putzfassade auch 50 Jahre und mehr überdauern, ohne dass da alle paar Jahre irgendwas draufgeschmiert wird.


    Wie kommst du darauf, dass Fassadenziegel hinterlüftet sein müssen, damit sie nicht kaputt frieren?
    M.E. gehört das in den Bereich der Gewährleistungsabwehr der Hersteller minderwertiger Ziegel.
    Die paar Alibiluftschlitze, die man in vielen Vormauer-Ziegelfassaden sieht, ergeben doch nicht ansatzweise eine wirksame Hinterlüftung.
    So wie ich das beobachtet habe, werden seit einer Weile solche Fassaden ohne Luftschlitze gebaut.

  • Bernd


    Ist man bei den typischen WDVS-Dämmstoffen tatsächlich so weit, dass man auf eine wasserdichte Abdeckung nach außen verzichten kann?


    Wie dick macht man denn die mineralischen Deckschichten auf einem WDVS, so dass sich dadurch die thermische Trägheit der Fassade nennenswert erhöht?


    Thermische Trägheit erfordert doch Masse. Wieviel Kg Mineralputz kann denn so ein >15cm dickes WDVS an seiner Außenseite pro qm auf Dauer sicher halten? Der klassische Kalkzementputz dürfte bei 15mm Stärke so Richtung 30 Kg je qm kommen.

  • Zitat

    Ist man bei den typischen WDVS-Dämmstoffen tatsächlich so weit, dass man auf eine wasserdichte Abdeckung nach außen verzichten kann


    Ich hatte ja schon geschrieben, das dies ein Konzeptfehler der Billig-WDS ist.
    Dichte Oberflächen fördern Algen und reagieren empfindlich auf hohe Temperatursprünge.


    Zitat

    Wie dick macht man denn die mineralischen Deckschichten auf einem WDVS, so dass sich dadurch die thermische Trägheit der Fassade nennenswert erhöht?


    Es geht dabei nicht um die Trägkeit der Masse als um die Aufnahmefähigkeit der Schutzschicht an Tau- oder Regenwasser.
    Eine WDS Armierung kann es nie mit einer Massivwand oder einer Vorsatzfassade aufnehmen wenn man denTemperaturgang betrachtet.
    Aber eine 10mm starke Armierschicht hat die gleiche Aufnahmefähigkeit an Tau- oder Regenfeuchte erreicht wie eine Massivwand.
    Und das schützt eine WDS vor Veralgung, Fogging und Rissbildung.


    Kannst gerne vorbei kommen und wir schauen uns am lebenden Objekt einmal meine Fassade und die des Nachbarn im Tagesgang an.
    Da kann ich dir zeigen was ich meine.

    Wer einmal fragt, wirkt für einen Moment dumm, wer es nie tut, bleib es sein Leben lang

  • 10 mm Deckschicht ist ja schon mal was.
    Vermutlich sind die untersten 3mm etwas wasserdichter als die außenliegende Schicht.
    Gut möglich, dass der Tagestemperaturgang der Schicht so ist, dass es überwiegend zu keinem nächtlichen Tauwasserausfall mehr kommt.
    Jetzt muss der gesamte Aufbau nur noch die nächsten 30 Jahre stabil sein und wenig Instandhaltungskosten beanspruchen, dann wird sich die öffentliche Meinung zu dem Thema vielleicht langsam bessern, wenn man nicht mehr allerorten fehlerhafte WDVS sieht.

  • Zitat

    10mm starke Armierschicht


    Nix 10mm Deckschicht....

    Zitat

    Vermutlich sind die untersten 3mm etwas wasserdichter als die außenliegende Schicht.


    Nö, die sind homogen.

    Zitat

    Gut möglich, dass der Tagestemperaturgang der Schicht so ist, dass es überwiegend zu keinem nächtlichen Tauwasserausfall mehr kommt.


    Nö, die morgens genauso Nass sund Kalt wie des Nachbarn Wand.
    Nur erwärmt sich meine durch die aufgenommene Wassermenge langsamer.

    Zitat

    Jetzt muss der gesamte Aufbau nur noch die nächsten 30 Jahre stabil sein und wenig Instandhaltungskosten beanspruchen, dann wird sich die öffentliche Meinung zu dem Thema vielleicht langsam bessern, wenn man nicht mehr allerorten fehlerhafte WDVS sieht.


    Leider bin ich die Ausnahme hier im Viertel, die meisten wollen Kosten sparen und fangen bei der WDS an.
    Die Folgen sind minimale Dämmstärken und dünne Armierschichten die dann mit Kunststoffputzen versiegelt werden.


    Leider wird dieses "Wissen" dann als Standart verkauft und von den unwissenden Kunden so übernommen.
    Siehe deine Ausführungen zur wasserdichten Fassade als Vorgabe für deren Haltbarkeit.


    Ich will dir nix!
    Aber leider sind die dünnen Putze, die dann mit Kunststoffputzen stabilisiert werden, sehr günstig in der Herstellung und Einkauf für die Putzer.
    Dazu kommt die Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für spätere Sanierungen, die durch Algen, Fogging, Temperaturdehnungsrisse und Abplatzungen, die die Putzer sich so beschaffen.
    Hier spricht wie immer im Leben das Geld.

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  • Bernd
    Bei mir gibt's bis auf weiteres bzgl. WDVS sowieso nix zu wollen, falls das aus meinem bisherigen Geschreibsel nicht hervorgegangen ist.
    Setze mich halt mit baulichen Sachen lange auseinander, bevor ich eine Entscheidung dafür oder dagegen treffe.
    Beim WDVS lautet die bis auf weiteres: dagegen. Ist aber bei mir auch relativ einfach, weil mein zuständiger Denkmalschützer auch dagegen ist.


    Dass wir nicht aneinander vorbeireden: WDVS = Wärmedämmverbundsystem ist für mich ein aufeinander abgestimmtes System verschiedener Baustoffe, die in einer bestimmten Reihenfolge aufeinandergeklebt werden. Unterkonstruktion + Dämmung + Vorhangfassade fällt also nicht darunter. Die Variante mit dickerer mineralischer Armierungsschicht wäre für mich aber auch ein WDVS.


    Was meinst du mit WDS deiner Nachbarn und wie nennst du dein System?
    Gibt es zu deinem System eine Beschreibung des Herstellers?

  • Also für mich darf eine handwerklich gut gemachte Putzfassade auch 50 Jahre und mehr überdauern, ohne dass da alle paar Jahre irgendwas draufgeschmiert wird.


    Ein Putz hält 60 Jahre wenn der Anstrich regelmäßig erneuert wird.


    Aber mal im Ernst: Hast du dir mal ein Haus angesehen das 50 Jahre lang nicht gestrichen wurde?
    Seit du mit den Tonziegeln für Fassade angefangen hast schau ich in der Umgebung bissl genauer auf die Dächer. Unglasierte Tonziegel setzen teilweise schon nach 15 Jahren Moos an. Auch nicht schön...


    Zitat

    Wie kommst du darauf, dass Fassadenziegel hinterlüftet sein müssen, damit sie nicht kaputt frieren?


    Hinweis meines Zimmermanns/Dachdeckers als ich 2009 mein Dach richten ließ. Dabei gings um die Entscheidung was für Firstziegel und ob Firstanschlussziegel verbaut werden.



    mfg JAU

  • Moin moin FrankS,
    eine Ziegelfassade wird meist als zweischalig mit Hintermauerwerk, Mineralwolldämmung 8 - 14 cm und 4 cm Luftschicht ausgeführt. Die Luftschicht kann als Hinterlüftung mit Luftschlitzen oberhalb der Feuchtigkeitsschürze (die in Z Form auszubilden ist)versehen werden. Diese Ausführung der Hinterlüftung hat den Vortei,l dass eindringendes Regenwasser und Taupunktfeuchtigkeit abgelüftet werden. Die Lebensdauer dieser Fassaden ist über 100 Jahre ohne Reparaturen. Eine Kerndämmung ohne Hinterlüftung ist auch möglich, ohne dass es zu Frostschäden kommt. Eine stehende Luftschicht, wie bei älteren Gebäuden, hat auch eine gute Dämmung, entspricht aber den heutigen Anforderungen nicht mehr. Auch WDVS können mit Riemchen aus Tonziegeln beklebt werden. Diese Fassaden sind langlebig und frostbeständig.


    Grüße aus Neuendorf


    Claus-H.

    Jeder Verein lebt vom Erfolg, dieser darf sich auch beim BHKW-Forum e.V. in einer steigenden Mitgliederzahl widerspiegeln! :)

  • Zu einem mit Klinkerriemchen beklebten WDVS gibt es doch dieses Horrorvideo von Konrad Fischer wo er als Schadensgutachter bestellt wurde, weil die Klinkerriemchen nach ein paar Jahren anfingen, aus größerer Höhe auf den Gehweg zu fallen. Da wird dann vor laufende Kamera unten an der Fassade ein Quadrat herausgeschnitten und noch beim Schneiden läuft schon das hinter der dämmung gestaute Wasser an der Mauer und an der Flex herunter.
    Fazit: Die Klinkerriemchen mit den zwischenliegenden Mörtelfugen können bei der zwangläufig auftretenden Wärmedehnung der Dämmstofffassade keinen hinreichenden Schutz gegen von außen eindringende Feuchtigkeit bieten. Ergebnis: Totalschaden des WDVS und erheblicher Sanierungsbedarf wegen durchfeuchteter Wände.


    Ich fimde so etwas echt nicht lustig. Hat man ein zwei solcher Fälle als Verantwortlicher der Immobilien einer kleineren Kommune, dann ist man erledigt und die Kommune gleich mit.

  • :| Hallo!


    Was für eine Diskussion :!::?: Es gibt sicherlich genau so viele Argumente für ein WDVS wie es Argumente dagegen gibt. Pauschalieren kann man da gar nix. Fachgerecht ausgeführt ist ein WDVS absolut sinnvoll. Ja, und auch eine Polystyroldämmung mit Kunststoffputz kann funktionieren. Das tut sie bei mir am Haus bereits seit 41 Jahren. Und man stelle sich vor, es hatte noch keiner der Mieter auch nur ansatzweise Schimmel in den Wohnungen.


    Viele Grüße

  • Zitat

    Was meinst du mit WDS deiner Nachbarn und wie nennst du dein System?
    Gibt es zu deinem System eine Beschreibung des Herstellers?


    Mein Wandaufbau
    Nachbars Wandaufbau
    Ich denke der U-Wert Rechner zeigt die Unterschiede klar auf, weshalb dieser Aufbau eine Wasserdichte Aussenhülle braucht.
    Was aber aus Erfahrung leider nicht lange hält und für Nacharbeiten des Putzers sorgt.
    Zum Vergleich mal der gleiche Aufbau nur mit einer dickeren Putzschicht aus Leichtputz,
    der wiegt in der Schichtdicke das gleiche wie der normale Putz der meist verwendet wird.


    WDS in vielfältiger Art funktioniert, wenn man sich vorher Gedanken macht.

    Wer einmal fragt, wirkt für einen Moment dumm, wer es nie tut, bleib es sein Leben lang

  • Moin moin Bernd,


    wenn ein Wärmeverbundsystem nach den Herstellervorgaben http://www.sg-weber.de/waermed…ebertherm-plus-ultra.html und ohne Lücken ausgeführt ist wie bei Dir gibt es auch keine Probleme. Dieses gilt aber auch für alle anderen Fassaden.

    Zu einem mit Klinkerriemchen beklebten WDVS gibt es doch dieses Horrorvideo von Konrad Fischer wo er als Schadensgutachter bestellt wurde, weil die Klinkerriemchen nach ein paar Jahren anfingen, aus größerer Höhe auf den Gehweg zu fallen. Da wird dann vor laufende Kamera unten an der Fassade ein Quadrat herausgeschnitten und noch beim Schneiden läuft schon das hinter der dämmung gestaute Wasser an der Mauer und an der Flex herunter.
    Fazit: Die Klinkerriemchen mit den zwischenliegenden Mörtelfugen können bei der zwangläufig auftretenden Wärmedehnung der Dämmstofffassade keinen hinreichenden Schutz gegen von außen eindringende Feuchtigkeit bieten. Ergebnis: Totalschaden des WDVS und erheblicher Sanierungsbedarf wegen durchfeuchteter Wände.


    Ach hier handelt es sich um Verarbeitungsfehler wie ich sie oft auf Baustellen bei Reklamationen gesehen habe. Ursachen sind meistens falsches Fugenmaterial (Normalfuge anstatt Spezialfugenmörtel für WDSV (mehrfacher Sack preis gegenüber normalem Fugenmörtel bei dem die Lagerfuge ca.3 cm ausgekratzt werden muss um keine Fugenabrisse zu erhalten) Riemchenfugen haben nur eine Tiefe von 1,0 cm und reißen ab wodurch eine Regendichtigkeit nicht gewährleistet ist. Eindringendes Regenwasser sammelt sich zwischen Armierungsputz und meist schlecht geklebten Riemchen, Frost sprengt die Riemchen ab. Gleiche Probleme gibt es auch bei Luftschichtmauerwerk daher wird diese heute durch Hinterlüftung getrocknet. Bei fast allen Feuchtigkeits- oder Frostreklamationen waren Verarbeitungsfehler die Ursache. Ein Ziegel ist nach DIN Frostbeständig. Ist er es nicht, Scherbelt er an der Oberfläche ab (aber auch dann sind es oft abgerissene Lagerfugen die Regenwasser eindringen lassen die Ursache). In Norddeutschland gibt es viele Gebäude die mehrere hundert Jahre ohne Fassadensanierung stehen. Es gibt extra Verblendmaurer die ihr Handwerk verstehen. Was auch oft nicht gemacht wird ist das richtige nass halten der Neuverfugung welches zum nicht richtigen Abbinden des Mörtels führt.
    http://www.eb-bayer.eu/fileadm…churen/KS-Maurerfibel.pdf


    GrüßeausNeuendorf


    Claus-H.