Prokon droht mit Insolvez

  • war grad eben in den Nachrichten

    Da geht einem das Messer in der Hosentasche auf.

    ....das passt ja auch zum Thema.
    Bis zuletzt mit 6 % Zinsversprechen das Schneeballsystem in Schwung bringen und dann die Grätsche machen.
    Die Investoren tun mir überhaupt nicht leid...aber die Millionen Kleinstrentner und Harz IVler , welche dank EEG-Umlage diese Windbeutel finanzieren. :crygirl: :-)_:-)

    Die dezentrale KWK ist keine Brücke - sie ist die Lösung :thumbup:


    und der Spenden-Button für unser Forum ist auf der Portal-Seite rechts :!:

  • Hallo,


    Ja die Kleinanleger werden sicher traurig sein... Die großen Investoren gebürt es ja richtig so.

  • Es wird wohl einige Kleinanleger geben die nicht traurig sind sondern wütend.
    Wütend auf die Journalisten, auf die Experten, auf die Banken, auf die Energieriesen, wahrscheinlich auch auf die Politik...
    ... nur nicht auf Prokons Geschäftsführer. :S


    Ich hab mich mit Prokon erst kürzlich eingehender beschäftigt, es ist echt der Wahnsinn: Vor 25 Tagen wurde den Anlegern noch 7% Verzinsung in Aussicht gestellt. :pinch:



    mfg JAU

  • Da wir hier in einem BHKW-Forum sind, mal eine etwas dazu bezogenere Zahl:
    Die "Familie Vaillant" (in persona) wird im Manager-Magazin mit 2,65 Milld. € (in Worten: 2.650 Millionen €) Privatvermögen an 10.Stelle in D geführt. Das resultiert nun bestimmt nicht aus der BHKW-Sparte - aber auch dort gibt es nur ein Ziel : Profit geht noch vor Gewinn… Das ist nun mal das "legale" Ansinnen eines Produzenten. Inwieweit er sich mit der Zufriedenheit seiner Kunden beschäftigt, steht da auf einem ganz anderem (leider zu oft zu wenig gelesenem) Blatt ! Da schreckt auch §276 BGB oder §347 HGB (Sorgfaltspflicht von Kaufleuten) nicht ab: Wenn verkauft ist ist ebend verkauft - was kümmert den Hersteller eine sog. "Ehre", ein kundenorientiertes Produkt - gar vielleicht noch einen diesbezüglichen Service anzubieten ? Er hat doch sein Geld…
    Vaillant bedient sich da in einer selbst auferlegten Vertriebsstruktur sog. "zertifizierter Fachpartner" - der einfachste Weg, sich aus der Verantwortung zu stehlen. Dieser steht dann nämlich - mehr oder weniger versiert - stets zwischen zwei Stühlen : Den einen braucht er für seine Existenz - den anderen zur Unterstützung der Aufrechterhaltung derselben. Da kann er schnell wie ein Esel zwischen zwei Heuhaufen auch verhungern… Das aber interessiert doch die eingangs erwähnte Familie mit ihrem "weltweit agierendem Familienkonzern" (eigene Werbedarstellung) einen feuchten Kehricht. Vaillant kann - besser : will - nicht begreifen, das eine Verbreitung der KWK-Technik - damit ihrer eigenen Produkte - nur maßgeblich mit der Zufriedenheit der Bestandskunden wachsen kann ! Aber mit solch einem bereits eingestrichenem Polster hat man es offensichtlich nicht mehr nötig, könnte eigentlich "wegen Reichtum's schließen". Die schamlos ausgenutzte Monopolstellung bleibt trotzdem noch erhalten.. :diablo::ninja::uebel:

  • die Millionen Kleinstrentner und Harz IVler , welche dank EEG-Umlage diese Windbeutel finanzieren.


    Bitte nicht diese populistische Scheisse hier im Forum und energiepolitische Maßnahmen mit der Sozialpolitik durch einen gemeinsamen Wolf drehen.


    Wenn sozialschwache Haushalte ein Problem damit haben, die Stromrechnung zu bezahlen, dann haben Sie meist auch ein Problem andere Ausgaben zu stemmen (z.B. der Ausflug der Kinder ins Schullandheim, Teilnahme am sozialen Leben wo zu auch gehört mal mit Freunden aus zu gehen). Das ist aber nicht dem EEG zuzulasten, sondern das sind Lücken in der Sozialgesetzgebung.


    Statt auf der angeblichen aszialen Ausgestaltung des EEG herumzuhacken, sollte man besser Lösungsvorschläge erheben. Beispiel: Erhöhung der Energiesteuer (nicht nur auf Strom sondern auf jeden Endenergieverbrauch, meinetwegen auch mit Lenkungswirkung bevorzugt auf Erdölprodukte: Diesel, Heizöl, Benzin) und Einführung eines Energiekopfgeldes dass pro Bürger dieses Landes z.B. über das Einwohnermeldeamt ausgezahlt wird. 10 Euro pro Monat sind 120 Euro im Jahr oder rund 10 Mrd pro Jahr für alle 80 Mio Einwohner. Importkosten für fossile Energierohstoffe betragen rund 100 Mrd Euro, d.h. jeder würde ein bischen was erhalten, und die Vielverbraucher bezahlen es.


    Ich freu mich auf die Diskussion.


    Gruß,
    Gunnar

    Ist die Wärme kraftgekoppelt, wird die Energie gedoppelt. (Ulli Brosziewski)

  • Ups - wer solle das politisch einbringen, geschweige durchsetzen ??? Eine für sich genommen gar nicht so schlechte Idee - aber sehr visionär. Leider fehlt mir der Gesamtüberblick und teils Fachkenntnis, um hier etwas Konstruktives beitragen zu können. Allein schon die ganze Ifo-Flut zu diesen Problemen, wo jeder versucht seinen Nutzen daraus zu ziehen, überblickt man ja kaum noch. Sich da ein wahrhaft zielführendes Bild machen zu können, ist schier fast nicht mehr möglich...

  • Ups - wer solle das politisch einbringen, geschweige durchsetzen ??? Eine für sich genommen gar nicht so schlechte Idee - aber sehr visionär. Leider fehlt mir der Gesamtüberblick und teils Fachkenntnis, um hier etwas Konstruktives beitragen zu können.


    Etwas Backgroundinfo zum Energiegeld findest Du hier.


    Gruß,
    Gunnar

    Ist die Wärme kraftgekoppelt, wird die Energie gedoppelt. (Ulli Brosziewski)

  • Energiegel, EEG und was weiß ich


    ....ich find wir haben eigentlich schon viel zu viele Umlagen, Steuern,
    ...ähm, eigentlich eher Töpfe


    warum muss jeder mist seinen eigenen Topf haben?


    In den Koalitionsverhandlungen,
    wurde ja schonmal eine Entlastung bei der Stromsteuer (zum Ausgleich EEG) angesprocehn.


    Gut, kaum Lenkungswirkung (was mir eigentlich lieber ist)
    aber das wäre doch ein Weg....1.000kWh pro Nase ohne Stromsteuer, Rest zahlt (meinetwegen auch doppelt)
    so lenkt man vielleicht doch ein wenig und dann könnte man noch jedes Jahr paar kWh runter gehen.



    Nun aber mal zurück zu Prokon,
    ich war schon vor einiger Zeit erstaunt, dass die so massenhaft Werbung machen,
    denn im PV-Forum hat ich bestimmt vor 3 Jahren schon sehr kritische Stimmen gehört.


    Ich hoffe ernsthaft,
    dass die Fa. vll. einen Dämpfer bekommt, aber den Anlegern ein großer Schnitt erspart bleibt.

  • "Energie trägt in weit höherem Maße zur Wirtschaftsleistung bei als menschliche Arbeit und wird dabei doch sehr viel weniger mit Steuern und Abgaben belastet als diese…"
    Eingangsstatement der zitierten Piratenpartei - schon darüber kann man sehr geteilter Meinung sein, hieße das doch den jetzt schon über 50% liegenden Anteil an Staatsabgaben der Strompreise noch weiter zu erhöhen - denn das Energiegeld wird für diese bereits wieder schrumpfende Partei schon problematisch in den eigenen Reihen einzubringen… Aber naja - geht alles dann nur in Richtung politische Polemik und ist m.E. nicht zielführend.

  • Naja, ich weiß nicht ob ich Alle Anleger bedauern soll.


    Solche die auf diese Geldmaschine aufgesprungen sind nachdem die Verbraucherzentrale gewarnt hat eher nicht.


    http://www.vzhh.de/geldanlage/…-den-segeln-genommen.aspx


    Auch ich halte es für falsch in diesem Zusammenhang das EEG anzuführen denn die Leistungen - Stromlieferungen - welche nach dem EEG vergütet wurden, sind erbracht worden! Also wurde damit auch niemand geschädigt.


    Grüße Marcus

  • Die Geschichte von Prokon mal grob zusammengefasst:


    Angefangen haben sie Ende der 90ern. Man hat mittlere Investoren gesucht die in WR machen wollten. Dazu wurde dann für jede Anlage, bzw. Park eine eigene Gesellschaft gegründet und die Anleger waren Kommanditisten.
    Das ging aber in die Hose, die Erträge waren zu gering. Ein Problem mit dem damals glaub viele Betreiber zu kämpfen hatten weil die Windprognosen zu hoch gegriffen waren.
    Die Prokon Gruppe war da schon unübersichtlich groß >80 einzelne Gesellschaften. Das hat man dann zusammen geworfen und den Anleger angeboten ihre Gesellschaftsanteile in Genussrechte umzutauschen (Genussrechte gabs ab 2003). Aus dem Angebot wurde dann eine Warnung, verbunden mit Verlust. Mit dem Wegfall der Mitbestimmung waren natürlich nicht alle einverstanden und wollten es so lassen wie es war. Bis man schließlich die letzten Gesellschafter ohne weitere Vorwarnung rausgekickt hat. Sie bekamen ihre Einlage auf einen Schlag in voller Höhe ausbezahlt, für das Finanzamt ein gefundenes Fressen. In Folge dessen haben etliche geklagt und Prokon musste für deren Verlust gerade stehen.
    Im Zuge dessen hat sich glaub auch Prokon Nord abgespalten, der Nachfolger n.prior befindet sich aktuell in Auflösung.


    Der Laden lief dann erstmal ziemlich stabil. 6% Verzinsung versprochen, 8% ausbezahlt. Vom Firmenkonstrukt her gab es eine Genussrechtsgesellschaft die Kredit an die Betreibergesellschaften und die Planungsgesellschaft gegeben hat. Etwas unschön war dass Inbetriebgenommene Anlagen von der Planung an die Betreiber verkauft wurden für mehr als die Erstellungskosten.
    Vor der Investition in Genussrechte am grauen Finanzmarkt wurde damals schon gewarnt. Einfach weil man da zwar Geld gibt, aber keinerlei Mitbestimmungsrechte hat, die Einlage nicht gesichert ist und man als Gläubiger an aller letzter Stelle steht.
    Wann es genau war weiß ich nicht, jedenfalls hat man dann irgendwann den Kleinanleger entdeckt und massenweise Werbung gemacht. Bis zu 8% der Genussrechte wurde in PR investiert. Mit so Sprüchen wie "das grüne Sparbuch" oder "sicherer als eine Bank" tingelte man durch die Lande und hat Genussrechte als Altersabsicherung verkauft.
    Spätestens jetzt wurden die Warnungen von Stiftung Finanztest lauter. Die VZHH ging wegen unlauterer Werbung vor und konnte Unterlassung erwirken.
    Geld kam aber mehr als genug rein und der Anteil an Bankdarlehen wurde zunehmend gesenkt, aktuell unter 5%. Im Zuge der Finanzkrise war das auch eine willkommene Werbeschiene.
    Man hat dann auch in Pflanzenöl und später Holz investiert. Neue Windkraftanlagen entstehen zwischenzeitlich eher in Polen als in Deutschland. Man möchte auch die Wertschöpfung erhöhen und begann ein getriebeloses Windrad zu entwickeln.


    Anfang 2012 hatte man Genussrechte in Höhe von ca. 750Mio€ ausgegeben. Das Unternehmen kam aber in Schieflage. Der vollständige Jahresabschluss für 2012 fehlt bis heute was viele Finanzjournalisten dazu veranlasste vor Prokon eindringlich zu warnen weil es sich um ein Schneeballsytem handeln könnte. Die Genussrechtszinsen wurden ausbezahlt obwohl es nicht danach aussah als würden die Windkraftanlagen genug erwirtschaften. Auch beim Pflanzenöl waren die Gewinne zu gering, so wies es aussieht wurde das verfügbare Stammkapital vollständig aufgezehrt. Im Laufe der letzten beiden Jahre wurde die Firmengruppe immer weiter zentralisiert, alleiniger Gesellschafter ist der Gründer und Geschäftsführer Carsten Rodbertus. Der stand (oder steht?) zwischenzeitlich auch unter Bestechungsverdacht. Eine Unterlassungsklage in der Sache gegen die Welt am Sonntag wurde abgelehnt. Prokon antwortet auf Presseanfragen nur noch schweigend.


    Ende 2013 sind es über 1,3Mrd€ in Genussrechten. Der Vorwurf des Schneeballsystems wurde zunehmend auch außerhalb der Finanzmedien verbreitet. Der Zustrom neuer Gelder wird geringer.
    Am 16.12. wurde den Anlegern für das kommende Quartal 7% Verzinsung in Aussicht gestellt. Der GF merkte aber an das man das Geld lieber in die Fertigstellung von Windparks stecken möchte.
    Gekündigte Genussrechte werden nicht mehr am Stück sondern in Raten zurückbezahlt.
    Ende Dez. 2013 (ich hab den Brief noch nicht selbst gelesen) kündigt der GF an keine Zinsen auszuzahlen. Daraufhin rennen die Investoren die Bude ein und viele nutzen die kurzen Kündigungsfristen ihrer Anteile.
    Am 10.01.14 droht der GF in einem weiteren Brief dass die Prokon zahlungsunfähig wird wenn mehr als 5% der Genussrechtler aussteigen. Wer aussteigen möchte muss dies bis 20.01. tun, wer bleibt verzichtet damit für mindesten 6 Monate auf Kündigungsrecht und Zinserträge.



    Soweit dass was ich die letzten Wochen zusammentragen konnte. Nicht alles verifiziert und vielleicht auch nicht chronologisch korrekt.
    Was mir besonders aufgefallen war ist der seltsame Ton den der GF anschlägt. Medien, Experten, Banken. Alle sind sie gegen ihn... :huh:
    Ende des Jahres hat sich auch ein lockerer Zusammenschluss "Freunde von Prokon" zusammen gefunden. Aktuell umfasst die Gruppe (kein Verein) knapp 2500 Genussrechtsinhaber.
    Im Gespräch mit einem Genussrechtler hat er mich auf eine gerichtliche Auseinandersetzung verwiesen die Prokon gewonnen haben soll. Das einzige was ich finden konnte war eine einstweilige Verfügung gegen die VZBW wegen Urheberrechtsverletzung (in einem kritischen Faltblatt wurde eine Grafik von Prokon abgedruckt, zur Sachlage wurde keine Verfügung erwirkt).
    Im großen und ganzen die selbe seltsame Einstellung bei den Investoren wie seinerzeit bei der Gfe... :S



    mfg *fürallediesnuramRandeverfolgthaben*

  • Zitat

    In den Koalitionsverhandlungen, wurde ja schonmal eine Entlastung bei der Stromsteuer (zum Ausgleich EEG) angesprocehn.


    Das wäre eine Rolle rückwärts aus der ökosozialen Steuerreform die vor 2000 angegangen wurde, aber nicht mehr weitergeführt wurde.


    Zitat

    Eingangsstatement der zitierten Piratenpartei - schon darüber kann man sehr geteilter Meinung sein, hieße das doch den jetzt schon über 50% liegenden Anteil an Staatsabgaben der Strompreise noch weiter zu erhöhen


    http://www.umsteuern-mit-energiesteuern.de das ist keine Meinung, sondern die Energie als Produktionsfaktor ist eine fundierte volkswirtschaftliche Basisfunktionalität, die leider von vielen Ökonomen vollkommen verkannt wird, siehe Anlage Hall et al: The Need to Reintegrate the Natural Sciences with Economics: "The structure of the basic conceptual neoclassical model is unrealistic because it is not based on the biophysical world and the laws governing it, especially thermodynamics".


    Gruß,
    Gunnar

  • Soweit dass was ich die letzten Wochen zusammentragen konnte. Nicht alles verifiziert und vielleicht auch nicht chronologisch korrekt.

    Super JAU, klasse Beitrag :thumbup: . Ich kann das beurteilen, weil ich seit 1999 an verschiedenen Prokon-Windparks beteiligt war und die ganze Geschichte bis heute hautnah mitgekriegt habe (habe aus dem Abenteuer auch noch ein paar Genussrechte im Portfolio, man gönnt sich ja sonst nichts... :whistling: ).


    Noch ein paar Anmerkungen und Ergänzungen dazu:


    Die Abspaltung von Prokon Nord war m.W. ein paar Jahre früher als 2003 und hatte mit der Genussrechts-Sache nichts zu tun.


    Das Rauskicken der Kommanditisten war eine ziemlich ärgerliche Geschichte. Das hatte aber weniger mit den Erträgen der Windparks zu tun: Die waren unterschiedlich gut, einer war grauenhaft, aber andere lagen durchaus in den Erwartungen. Prokon, bzw. Herr R., wollte einfach auf Teufel komm raus sein neues Geschäftssystem durchboxen, weil ihm die Kommanditisten und deren (zweifellos auch manchmal unterschiedlich intelligente) Fragen lästig waren. Die den Kommanditisten angebotenen Kaufpreise waren übrigens (verglichen mit anderen Zweitmarktpreisen, die zu der Zeit am Markt für WKA kursierten) durchaus in Ordnung. Ärgerlich war, dass man als Eigentümer zum Verkauf gezwungen wurde, egal ob einem das steuerlich oder sonstwie in den Kram passte oder nicht.


    Zur Frage "Schneeball-System": Ich halte den in der Presse erhobenen Vorwurf im Grundsatz für polemisch, allerdings ein Körnchen Wahrheit ist schon dabei. Ein reines Schneeball-System haben wir z.B. bei Flotex oder Madoff erlebt: Einer sammelt Anlegergelder ein indem er hohe Zinsen verspricht, und nimmt dann die neu hereinkommenden Gelder her (solange die 'reinkommen) um sich ein schönes Leben zu machen und die hohen Zinsen zu zahlen. Irgendwann platzt das Ganze natürlich. In Assets wird dabei nicht investiert, oder höchstens sehr wenige für die Show (Flotex hat glaube ich zwei Geräte produziert und hunderte "verkauft").


    So ist das bei Prokon nicht. Die Windparks existieren wirklich, einige davon seit über zehn Jahren, produzieren auch und generieren operative Gewinne. Man hat nur in den letzten Jahren unternehmerische Fehler gemacht, die jeder für sich noch hinnehmbar gewesen wären, aber in der Summe zu der jetzigen Situation führten:
    - Zinszahlungen, die dauerhaft über den operativen Erträgen lagen, also die Substanz verminderten;
    - Gleichzeitig aber ein ehrgeiziges langfristiges Investitionsprogramm, das mangels operativen Cash Flows (denn der ging ja für die Zinsen drauf) nur auf dem Zufluss neuer Anlagegelder basierte bzw. der Hoffnung, dass das auch dauerhaft so bleibt;
    - immer höhere Werbeaufwendungen (die immer mehr Cash auffraßen), als man merkte, dass es eben nicht so bleibt;
    - und als Krönung dieser Werbemaßnahmen die Verkürzung der Kündigungsfrist bei den Genussrechten, so dass nunmehr das gesamte Investitionsportfolio de facto mit 4-wöchigem Kurzfristkapital finanziert war. Das lädt dann bei der geringsten schlechten Nachricht (und deren gab es einige) zum "Bank Run" förmlich ein.


    Hinzu kam Pech (eine lange Reihe schlechter Windjahre und das Elbe-Hochwasser), eine zum Teil falsche Investitionspolitik (Randaktivitäten wie Pflanzenöl, die über Jahre hinweg nur Cash gefressen anstatt Erträge abgeworfen haben), und eine nicht eben Vertrauen erweckende Informationspolitik. Und über allem schwebend zweifellos ein gewisser Cäsarenwahn bei Herrn R. Aus den Verlautbarungen vor allem der letzten 2-3 Jahre bekam man als Genussschein-Inhaber manchmal das Gefühl, einer Sekte anzugehören.


    Alles in allem bin ich dennoch überzeugt, dass a) Prokon bzw. die Genussschein-Gesellschaft sanierbar ist, allerdings nur unter einer besseren Führung und mit einem stabilen Geschäftssystem, und dass b) die Anleger - auch wenn die Sache völlig in den Graben geht - wesentlich mehr Geld rauskriegen werden als z.B. bei Lehman-Zertifikaten: Die Assets sind ja da. Das ist der Unterschied zwischen einem zweifellos "windigen" Geschäftssystem und einem Schneeballsystem.


    Schau' mer mal.


    Sailor

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)