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  • Die 1,9 GW Gas habe ich zu dem Moment auch mit Verwunderung gesehen. Wo ich eigentlich der Meinung war daß sich Gasturbinen in wenigen Minuten ein und ausschalten lassen. Das ist immerhin die Leistung eines ehemaligen AKWs die aber wahrscheinlich wegen fehlender Leitungen laufen mussten. Wenn man den niederländisch negativen Preis hochrechnet kommt man mit Gaskosten auf über eine Mio Euro stündlicher Kapitalvernichtung für den Verbraucher.


    Schuld am Über oder Unterangebot ist natürlich immer die Summe aller Erzeuger und Verbraucher (Merit Prinzip) Aber Wind und PV lassen sich nun mal am besten abregeln und vorübergehend ausschalten. Leider ist Deutschland offensichtlich aus Steuergründen auch mit V2G gegenüber Japan im Hintertreffen so daß von dort auch keine schnelle Hilfe erwartbar ist. Standorte für Pumpspeicher gibt es in D eigentlich keine geeigneten mehr und Elektrolyseure sollten im kontinuierlichen Prozess laufen weil das Wasser auf Temperatur sein muß. Die EEG Altanlagen mit ihrer Förderpolitik tun noch ihr Übriges und so ist es dringend Zeit daß Habeck besser hinter seinen Hausaufgaben her ist.

  • Die Gaserzeugung ist höchstwahrscheinlich KWK von Gewerbe und Industrie.

    Die brauchen die Wärme und lassen dann die Maschine (BHKW, Turbine, was auch immer) einfach durchlaufen.

    50kw elektrisch Erdgas BHKW von Yados

    25kw Absorptionskältemaschine aus BHKW-Abwärme

    Photovoltaikanlage 99,9 kwp

  • Wo ich eigentlich der Meinung war daß sich Gasturbinen in wenigen Minuten ein und ausschalten lassen.

    Bei Gasturbinen ist das so, aber was zu dem Zeitpunkt gelaufen ist waren wahrscheinlich GuD-Anlagen, die sich nicht so einfach runterfahren lassen. Oder es waren KWK-Anlagen, die laufen mussten um z.B. Dampf für irgendwelche Zwecke zu erzeugen.


    Übrigens, wenn man in dem verlinkten Diagramm rechts "Gesamt" anklickt, springt die Gasleistung sogar auf knapp 3 GW: Da sind dann noch industrielle KWK-Anlagen mit dabei, deren Strom- und Dampferzeugung vor Ort verbraucht wurde.


    Wie viel von der hier verzeichneten fossilen Leistung auf das Konto "Netzstabilisierung" gegangen ist (und damit durch fehlende Leitungskapazitäten verursacht wurde), wissen wir leider nicht. Ich bin aber fast sicher, dass z.B. die 1,7 MW Ölkraftwerke (preislich am allerobersten Ende der Merit Order) ausschließlich aus diesem Grund gelaufen sind.

    Wind und PV lassen sich nun mal am besten abregeln und vorübergehend ausschalten.

    Stimmt, und wurde vielleicht in ein paar Fällen auch gemacht. Aber natürlich muss (so lang noch fossile KW im Netz sind) EE-Strom vorrangig genutzt werden. Deshalb muss ggf. auch der wirtschaftliche Druck negativer Strompreise auf die Erzeuger fossilen Stroms aufrecht erhalten bleiben. Sonst fahren die einfach durch und schieben das Problem auf die EE ab.


    Übrigens kosten 21 ct/kWh durchschnittliche PV-Vergütung nach EEG plus 14 ct/kWh negativer Marktwert den Netzbetreiber zwar 35 ct/kWh (die Stromsteuer hat in dieser Rechnung nichts zu suchen), aber der holt sich m.E. die 14 ct von den Erzeugern und den Rest von dem derzeit wohlgefüllten EEG-Konto zurück. Mit Ausnahme der Kosten für Redispatch-Maßnahmen (Ölkraftwerke?) wird also der Stromkunde dadurch nicht direkt belastet. Würde das EEG-Konto leerlaufen, so trägt die Kosten seit Mitte 2022 der Steuerzahler. Und bei allen ausgeförderten PV-Anlagen geht durch solche Niedrigpreiszeiten der (Monats- oder Jahres-)Marktwert zurück, was sich direkt auf die Vergütung auswirkt.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

    Einmal editiert, zuletzt von sailor773 ()

  • Ab 2025 sind die Preise für solche Smart Meter auf 20 Euro pro Jahr gedeckelt.

    Meinst Du elektronische Zähler oder elektronische Zähler + Kommunikationseinheit. Was der Messstellenbetreiber in Rechnung stellen darf ist ein Sache, wieviel das ganze kostet ist die andere? Wie soll das fliegen, wenn der Messstellenbetreiber seine Kosten nicht weitergeben kann, wenn er zum Einbau verpflichtet ist?

    Im übrigen vermag die Netzleittechnik nicht nur einen Tag vorher Lasten und Erzeuger sehr genau vorherzuplanen, sondern ganz besonders aktuell über die Leittechnik den Verbrauch auf die Erzeugung anzupassen.

    Würde das nicht funktionieren säßen wir sehr oft ohne Strom da.

    Spannung und Frequenz werden nicht durch Fernsteuerbefehle ausgeregelt - dazu ist die viel zu langsam und man beköme Probleme mit der Synchronisation verschiedener Erzeuger.


    "Der Anbieter von Primärreserve misst die Netzfrequenz eigenständig am Ort der Erzeugung oder des Verbrauchs und reagiert unmittelbar auf die Änderung der Netzfrequenz." https://www.next-kraftwerke.de…erve-primaerregelleistung


    Auch mit der Spannung funktioniert es ähnlich. Es gibt zwar die Spannungsregler in den Umspannwerken, aber deren Regler sind langsam eingestellt, damit diese Geräte nicht zu oft schalten und mechanisch verschleissen. Die primäre Spannungsregelung im Netz wird über Q(U)-Regler von Erzeugungsanlagen gemacht, und Synchronmaschinen (die gab es schon zur Anfangsphase der elektrischen Energieversorgung im 19. Jhdt) machen das automatisch, wenn die Netzspannung wackelt. Über die Erregung stellt man die Sollspannung ein und wenn die Netzspannung einsackt oder ansteigt, wird automatisch Blindleistung in der richtigen Sorte geliefert (übererregt und untererregt).


    Gruß,

    Gunnar


    Und bis echte Börsenpreis Tarife massentauglich sind, wird es noch ein wenig dauern.

    Auch der Smartmeter kann da aktuell nichts ändern, so wird z.B. bei Tibber (vermutlich bei awattar ähnlich) der Kunde immer noch im SLP bilanziert, weil es nicht anders sein darf.

    Tibber rechnet aber dann mit den Endkunden mit SM schon stundengenau ab, muss aber im SLP bilanziell Strom einkaufen. Deshalb gab es auch vor kurzem erst eine Erhöhung der Abrechnungsgebühren bei Tibber.

    Eine stundengenaue Abrechung bietet heute schon der EU-weite Börsenhandel. Dummerweise ist der Verbrauch kontinuierlich, und eine stufige Erzeugung produziert heute schon (eigentlich seit etwa 20 Jahren) Frequenzausschläge, die schädlich sind für alles rotierende Material und auch den Netzbetreiber Sorgen machen, weil 100 mHz Abweichung zur vollen Stunde bedeutet, dass die Primärregelreserve (3 GW für ganz Zentraleuropa) zur Hälfte aufgebraucht ist - für etwas, das eben kein stoachstischer, ungeplanter Vorgang ist (z.B. Kraftwerksausfall), sondern als deterministische Frequenzabweichung bezeichnet wird.


    Das ist also nicht wirklich ein Modell, wie man 100 % seiner Verbraucher oder Erzeuger ansteuert.


    Die zu beobachtenden Frequenzschwankungen werden unter anderem auch durch Fahrplananpassungen ausgelöst, die – zumindest kurzfristig – nicht zur Lastsituation passen. Dies kann vor allem durch sehr schnelle Lastanpassungen beim Stundenwechsel durch Pumpspeicherkraftwerke oder durch Erzeugungsanlagen, die über eine Leistungselektronik an das Elektrizitätsversorgungssystem angeschlossen sind, verursacht werden. Die hieraus resultierenden Frequenzschwankungen nennt man „deterministische Frequenzabweichungen“. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um typischerweise zum Stundenwechsel auftretende Frequenzsprünge insbesondere in den Morgen- und Abendstunden.

    Die Frequenzsprünge werden z. B. durch die stufenförmige, mit hohen Leistungsgradienten („Rampen“) erfolgende Anpassung der Kraftwerkseinspeisung hervorgerufen. Sie sind zuvorderst das Ergebnis der Stundenproduktgranularität an den Strommärkten. Daher war die Einführung der 15-Minuten-Produkte in Deutschland in Bezug auf die deterministische Frequenzabweichung sehr hilfreich, da nunmehr Rampen kleinteiliger über die jeweiligen 15-Minuten gefahren werden können und Lastanpassungen nicht mehr gebündelt beim Stundenwechsel stattfinden. Da die Netzfrequenz kein nationales Thema ist, sondern eines des gesamten europäischen Synchrongebietes, wird die weitere Durchdringung der europäischen Märkte mit 15-Minuten-Produkten positive Auswirkungen auf die Netzfrequenz haben.

    Mittlerweile haben 4 Länder 15-Min-Handelsprodukte eingeführt: DE, NL, BE, AT. Der Rest aber noch nicht, weil es extrem aufwendig ist, das landesweite, energiewirtschaftliche Abrechungssystem auf 15 min umzustellen (warum nicht gleich 5 min?) wenn die ganze Messinfrastruktur in 1 h oder 30 min Schritten arbeitet



    Gruß,

    Gunnar

    Ist die Wärme kraftgekoppelt, wird die Energie gedoppelt. (Ulli Brosziewski)

    Einmal editiert, zuletzt von gunnar.kaestle () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von gunnar.kaestle mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Meinst Du elektronische Zähler oder elektronische Zähler + Kommunikationseinheit. Was der Messstellenbetreiber in Rechnung stellen darf ist ein Sache, wieviel das ganze kostet ist die andere? Wie soll das fliegen, wenn der Messstellenbetreiber seine Kosten nicht weitergeben kann, wenn er zum Einbau verpflichtet ist?

    Meines Wissens ist das der Komplettpreis der beschlossen worden ist, sie z.B. hier

  • Und bis echte Börsenpreis Tarife massentauglich sind, wird es noch ein wenig dauern.

    Keine Ahnung in welchen Zeitabschnitten Du denkst, aber es ist alles in der Mache, Beispiel Vattenfall

    Ich denke, dass in jeder Milisekunde die Wirkleistungsbilanz und auch die Blindleistungsbilanz ausgeglichen sein muss, sonst kollabiert das Netz. Wenn jeder auf Preissignale im Stundentakt reagiert, darf man sich fragen, was in der Zeit dazwischen passiert.


    Quintessenz: Auch mit einem stundenvariablen Tarif brauchen wir immernoch vernünftige Regelungstechnik, die sich drum kümmert, dass Frequenz und Spannung stabil gehalten wird. Große Sprünge, die kumuliert von Marktteilnehmern zur gleichen Zeit ausgeübt werden, sind da eher ein Problem als die Lösung. (Gleichzeitigkeit von Marktpreissignalen).


    Gruß,

    Gunnar

    Ist die Wärme kraftgekoppelt, wird die Energie gedoppelt. (Ulli Brosziewski)

  • Das zum Beispiel Wallboxen (ob öffentlich oder privat) aber leistungsgeregelt angesteuert werden können, glaube ich dagegen schon.

    Eine Wallbox ist eine recht dumme Kiste. Die eigentliche Arbeit macht der Lader an Bord des Autos. Die Wallbox leitet nur Kommunikationssignale weiter und überprüft, ob das Auto von der Schutztechnik sauber ist und gibt eine obere Grenze für die Belastbarkeit der Verkabelung (upstream) weiter, damit ein fetter Lader nicht ausversehen die Verkabelung in der Garage grillt. Eine Wallbox ist ein teurer Schalter: die kann auf oder zu machen - wenn ihr etwas komisch vorkommt, aber der Aktor ist das Auto mit seiner Ladeelektronik.


    Gruß,

    Gunnar

    Ist die Wärme kraftgekoppelt, wird die Energie gedoppelt. (Ulli Brosziewski)

  • Ich denke, dass in jeder Milisekunde die Wirkleistungsbilanz und auch die Blindleistungsbilanz ausgeglichen sein muss, sonst kollabiert das Netz.

    Auch von diesen Selbstverständlichkeiten hat niemand gesprochen, wenn es nicht funktionieren würde, würden wir das merken aber es funktioniert sehr gut.


    Quintessenz: Auch mit einem stundenvariablen Tarif brauchen wir immernoch vernünftige Regelungstechnik, die sich drum kümmert, dass Frequenz und Spannung stabil gehalten wird. Große Sprünge, die kumuliert von Marktteilnehmern zur gleichen Zeit ausgeübt werden, sind da eher ein Problem als die Lösung. (Gleichzeitigkeit von Marktpreissignalen).

    Das funktioniert bereits seit Jahren z.B. in Spanien und trägt dort zur Stabilisierung und besseren Nutzung der Erzeuger udn Netze bei. Ich vermag nicht zu sehen warum eine Preisbedingte "Bremsung des Verbrauch" bei hoher Netzauslastung und niedriger Erzeugungsleistung, sowie eine "Preisbezogener Anreiz des Strombezug" bei niedriger Netzauslastung bzw. hoher regenerativer Erzeugung negativ sein sollte.


    Zum Zweck der Netzsteuerung werden Fahrpläne in der Netzleittechnik erstellt und entsprechend abgefahren, dass hat Perfekt in den letzten Jahrzehnten funktioniert und wird es auch weiterhin.

  • Das funktioniert bereits seit Jahren z.B. in Spanien und trägt dort zur Stabilisierung und besseren Nutzung der Erzeuger udn Netze bei.

    Leider führt das dazu, dass Hacker ganze Bereiche im Netz oder auch gezielt einzelne Haushalte "abschalten" können. So ganz ausgereift scheint das auch nicht zu sein.

    Lesen gefährdet die Dummheit! Denken gefährdet Vorurteile!
    Der geistige Horizont mancher Menschen hat einen Radius von NULL. Das nennen sie dann Standpunkt.

  • Tarifschaltgeräte gibt es eigentlich schon mindestens 50 Jahre oder noch länger. Wir haben auch eines obwohl keine Viertelstunden Leistungsmessung. Das oder die Tarifsignale kann man sich gegen eine kleine Gebühr auf eine Ausgangsklemme legen lassen und damit machen was man will. Eine der Ausgangs-Signalleitungen schaltet den Zweitarifzähler. Nun ist es aber so, daß sich die Grundgebühren für das Tarifsteuergerät schon länger nicht mehr rechnen. Früher war Hoch/Niedrigtarif etwa im Verhältnis 2:1, heute ist der NT nahezu gleich teuer. Ist auch verständlich weil Niedrigtarif früher für Nachtarif stand aber mit der vielen PV ist der Strom heute tagsüber zuviel was man ja auch an den Großhandelspreisen sieht. Wie das Tarifschaltgerät funktioniert weis ich nicht und das ist vermutlich geheim. Man sieht aber eine Ferritantenne für Langwelle im Gehäuse. Möglicherweise reagiert es auch auf Tonfrequenzen welcher auf die 50Hz aufmoduliert sind? Ich habe noch nie gehört, daß diese Tarifschaltgeräte ein Hackerproblem waren.


    Wären die Preisunterschiede HT/NT relevant, würden die Verbraucher die Lastabschaltungen freiwillig machen und das Problem wäre gelöst. Dazu braucht man noch nicht mal einen elektronischen oder gar intelligenten Zähler welcher ausgehende Daten wohin auch immer versendet. Es ist mir nicht verständlich warum Habeck ein so großes Tamtam um intelligente Zähler macht welche den Weg zur Zwangsrationierung öffnen. Das sind vermutlich auch die größten Vorbehalte der Verbraucher gegen diese Technik. Man sieht das auch an der geplanten auf einzelne Gebäude bezogenen Erfassung der Heizenergie. Die Angst ist nicht ganz unbegründet, daß dies die Vorbereitungen zu einer Enteignung sind. Hast du keinen Energieausweis oder passt der nicht kannst du nicht mehr vermieten. Die Versicherung wird das Objekt nicht mehr versichern und die Bank wird es nicht mehr beleihen und es gibt speziell hierfür den von den Banken erfundenen Begriff des "Stranded Asset". Vielleicht gibt es ja dann bald auch noch ein regelmässiges Pflichtseminar für Warmduscher?


    Bei unserem Umspannwerk in Ludwigsburg (Hoheneck) hat Amprion im zeitlichen Vorfeld der GKN Abschaltung einen rotierender Phasenschieber aufgestellt. Mit dessen einstellbarer Erregung kann der Stromfluss über die Blindleistung von zwei parallelen Leitungen gezielt aufgeteilt werden. Sowas habe ich zuvor noch gar nie gesehen, aber es ist mir ein Zeichen wie dringlich das Stabilitätsproblem schon geworden ist , wenn immer mehr rotierende Massen im Netz fehlen. Diese gleichen mit ihrer Trägheit mindestens mal Schwankungen im Sekundenbereich aus was die Latenzen der Kommunikation anderer Maßnahmen überbrückt.


    Den abgebildeten Frequenzzähler kann man direkt an 230V AC anschliessen und ich habe ihn hier meist mitlaufen. Es ist Modell Murata DMR-20-1 FM (Reichelt, Farnell u.A.) welche mit 2 Stellen hinter dem Komma mit diversen (gebührenpflichtigen) Internet Frequenzmessanzeigen übereinstimmt. Das ist nicht nur zum manuellen Synchronisieren oder im Offline Modus nützlich sondern auch sonst ganz informativ. Gelegentlich gibt es wenige Sekunden Verzögerungen zum Internet was aber sicher den HTTP Übertragungszeiten geschuldet ist.